Samstag, 11. Mai 2013

Erst der Nazi, dann das Endspiel.

Gestern lief ich durchs Viertel und dachte mir nichts Böses.

"Eyh Zecke!!"

Dreck.

Denny, der Hausnazi, hat mich gefunden.

Im Treppenhaus war ich ihm noch geschickt ausgewichen, als ich auf der Treppe runter in den zweiten Stock hörte, wie er vor sich hin murmelnd seine Wohnung abschloß. Ich machte in Manier eines Ballett-Tänzers relativ lautlos auf dem Absatz kehrt, wartete ein paar Minuten in meiner Wohnung, um dann im sicheren Gefühl von "der erwischt mich heut nicht mehr" meine Butze zu verlassen.

Und eine knappe Stunde später hat er mich dann doch. Ätzend!

"Na Zecke?" bleckt er mich an, die wenigen Haare frisch blondiert, die sehen jetzt aus, als wären das Spinnweben auf seinem Kopf. "Morgen absteigen oder was, Zecke??"

Ok, er muss also einen ähnlich dämlichen Kompagnon in der Nähe haben, denn wenn er allein ist, nennt er mich zwar auch "Zecke", was mich völlig kalt lässt, allerdings tätschelt er mir dann auch gern mal mitleidig die Schulter, was ich über mich ergehen lasse, des Hausfriedens wegen.

Ich frage gelangweilt nach dem rechten...Befinden, was er mal vollkommen ignoriert.

"Du Zecke steigst morgen ab!" - "Geht rein rechnerisch nicht, Denny." - "HSV gewinnt morgen!!" - "Denny, das wär großartig!! Das spielt Werder derbe in die Karten!"

Er erstarrt, die Spinnwebenhaare wehen im Wind.

Hinter ihm taucht ein Glatzkopf auf, riesengroß, ein Orc in Menschenform, in altdeutscher Schrift steht "Hamburger Jungs" auf seinem entblößten Unterarm, der auch lässig als Unterschenkel durchgehen könnte.

Der Orc beugt sich zum dünnbehaarten armseligen Nazinachbarn und redet in einer Tiefe, in der ich nichtmal rülpsen kann.

"Er hat Recht! Und ich gehe jetzt!"

Ich steh da, Denny steht mir gegenüber. Er schaut mich unsicher an, ich könnte ihn grad treffen. Linker Haken, rechter Haken, was auch immer.

Bringt aber nix gegen die Dummheit. Und trägt nicht zum Hausfrieden bei...

Das "Wer guckt zuerst weg"-Duell gewinne ich innerhalb von Sekunden, das gewinn ich immer, sogar gegen Katzen, er rennt los und folgt "Zahog", dem bleichen Orc, so nenn ich seinen Mitstreiter ab jetzt.

Die Laune ist hin. Heim.

Vorbereiten. Auf das wichtigste Spiel seit langer Zeit.

Und wenn es läuft, wie ich will, dann hat auch der Depp aus dem zweiten Stock was davon. Ein nettes Bildchen an der Haustür, einen lieben Brief, man weiß es nicht...

Vielleicht mag ja wer Daumen drücken ab 15.30. Uhr

Ich wäre sehr dankbar!

Mein Puls ist jetzt schon zu hoch, wie soll das erst beim Spiel werden...

4 Kommentare:

  1. Zweite Liga ist doch auch schön.

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  2. Geht so.

    Es gibt Dinge, die brauch ich nicht unbedingt.

    Dazu gehören Krabbenbrötchen, Genitalpiercings, Temperaturen über 30 Grad und der Abstieg meines Vereins in Liga zwei.

    Und letzteres ist Priorität Nummer eins.

    Das Thema hat sich aber ja eh vorerst erledigt... Freude!

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  3. Sollte der Fascho nicht ausziehen?

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    1. Eigentlich schon. Irgendwas muss er da gedreht haben, er ist immer noch und gefällt sich darin, mir auf den Sack zu gehen.

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