Mittwoch, 27. Februar 2013

Das "letzte-Reihe-Phänomen"

Jeder kennt das. Egal, zu welcher Tages-oder-Nachtzeit man einen Bus besteigt, man entdeckt sie immer: Die Deppen in der letzten Reihe.

Nicht zu verwechseln mit den "Lümmeln von der ersten Bank", dieser Reihe deutscher Schul-Komödien aus den 60ern/70ern, die meine Eltern mich fahrlässigerweise damals anschauen liessen und deren Hauptfigur "Pepe Nietnagel", gespielt von Hansi Kraus, zu einem meiner Idole der früheren Kindheit wurde. Neben Daniel Düsentrieb und erst abgelöst von David Hasselhoff (...ich weiß...) und zum Glück recht schnell darauf von Kurt Cobain, James Hetfield und Trent Reznor.

Die Deppen in der letzten Reihe fallen mir seit langem auf, das ist keine neue Geschichte, seit Jahren seh ich sie dort hocken, ganz hinten vor der Heckscheibe, stolz wie Oskar. Aber stolz auf was?

In den letzten Jahren habe ich einige immer wiederkehrende Merkmale bei den "Deppen aus der letzten Reihe" festgestellt:

- Zu ~75% männliche Jugendliche - Von den verbleibenden ~25% handelt es sich zumeist um weibliche Jugendliche (von denen wiederum 50% wie männliche Jugendliche aussehen)

Ab hier muss unterschieden werden.
Männlich:

- Basecap, gern rückwärts getragen

- Rucksack wird über nur einer Schulter getragen

- weite Hosen, gern mit Aufschrift auf dem Heck(G-STAR RAW)...,gern auch Trainings/-Jogginghosen

- treten nie in Gruppen von mehr als dreien auf, denn:
- zwischen dem Kumpel/Bruda/etc bleibt mindestens ein Platz frei, ansonsten können die Arme nicht ohne "Bruda"-Kontakt auf den Rückenlehnen platziert werden. Zu dritt kann man eine durchschnittlich fünfsitzige Rückbank so gut besetzen...zu zweit geht es besser.
- Im vom Bruder wegweisenden Ohr steckt natürlich noch der Stecker, über den dem Organismus die nötige Portion "Black Music" zugeführt wird. Chris Brown, Frank Ocean, Drake etc...

Weiblich: - Gern weite Jogginghose, gern kompakt gebaut, selten Basecap, häufiger Kapuze.

- Handy am Ohr/in der Hand:

• wenn am Ohr, dann so laut sprechend, daß der komplette Bus mithören kann; meistbenutzte Worte: "Süße", "bitch", "'schwör!'"
• wenn in der Hand, dann schmatzend Kaugummi kauend, ab und an Kontrollblicke aussendend, sollte jemand versehentlich den Blick erwiedern "Was guckstu so!"/"Was willst du?"/"Eyh, isch ficke disch!" brüllend.

- Kleidung obenrum gern pink/rosa, ein Schelm, wer da jetzt "Cindy aus Marzahn" ins Spiel bringt

- Wichtig: Die "Schlampenwarze", ergo das Piercing links/rechts über der Oberlippe. Auch das selten gewordene Arschgeweih kann einem hier begegnen und Sechzehnenderausmaße annehmen...

- Über Satzfetzen wie "...ja Nancy, der neue Pimkie ist supi!" oder "...schwör, der Kevin und isch, wir sind schwanger! Schwôr Süße, eyh isch nenn die Kleine Samantha-Jaqueline." sollte man sich nicht wundern.

Damals, als ich ein Schuljunge war und so sein wollte wie "Pepe Nietnagel" (was immer nur Strafarbeiten nach sich zog), da gab es keine Deppen von der letzten Bank. Vielleicht ist das ein Großstadtphänomen. Woher es kommt und was es bezweckt... ich hab keine Ahnung. Aber allemal ist es interessant.

Damals bei uns im Schulbus...das waren noch Zeiten. Anarchie. Spuckekugeln flogen, Pausenbrote wurden geklaut, Schnürsenkel zusammengeknotet...und ich mittendrin mit "Pepe Nietnagels" Tricks und Streichen.

Dann doch lieber die Deppen von heute. Die hocken da ganz hinten und tun eigentlich keinem was. Nerven halt nur. Optisch und akustisch. Gibt Schlimmeres. Denk ich mir ab jetzt und denk dann an die allmorgendliche Fahrt zur Schule. Schüttel mich dann einmal und dann ist's gut.

Sollen die da eben hocken, immer, ständig, letzte Reihe, ist eben so. Zumindest schießen sie keine Spuckekugeln herum, sowas gibt's heut nicht mehr. Ist das jetzt gut oder schlecht..?

Samstag, 23. Februar 2013

Nightwalk

Es darf nicht wahr sein! Da kriegt der Depp aus Mexiko mit der letzten Karte seinen verkackten Buben zur Straße und schlägt so meine zwei Paare, Asse und Könige, das gibt's doch gar nicht!! Die Pokergötter müssen mich hassen! Neuntausendvierhundertirgendwas Taler futsch, mal eben so. Weil in Mexiko ausnahmsweise mal einer Glück hat! Ausgerechnet jetzt! ARGH!!

Kurz überlege ich, das Handy an die Wand zu werfen, aber das kann ja auch nix dafür.

Manchmal muss man auch mal cholerisch sein und jetzt ist manchmal.

Ein furchtbarer Tag, alle gegen mich. Der Bus fährt vor der Nase weg, die GEZ schreibt einen Brief, die Ex eine SMS, beides wollte ich nicht haben, die Lieblingspizza ist ausverkauft, auf dem Fußweg heim fängts an zu regnen, im Radio UND im TV gibt's "Revolverheld" und "Revolverheld" im Radio ist DEUTLICH schlimmer als Pferd in der Lasagne und zu allem Überfluss bin ich eh schon schlecht gelaunt, da mein Verein morgen (inzwischen heute) in München ordentlich Prügel kassieren wird. Nerven gespannt wie Drahtseile. Und dann kriegt der Mexikaner den verdammten Buben!! Auf dem River!!!

Also heut mal nicht aufregen...lieber Jacke anziehen, Kopfhörer aufsetzen, ein Bier köpfen und dann ne Runde durch die Nachbarschaft, die Hood, laufen. Besser, als sich zuhaus das Dach auf den Kopf fallen zu lassen.

Sternenklare Nacht, verdammt cool, verdammt kalt, der Mond scheint so hell, daß er mich fast blendet, das ist jetzt so ein Moment, in dem ich mir eine richtige Kamera wünsche, was könnt ich da für phantastische Bilder machen, unten am Hafen zum Beispiel...

Es ist so gegen 2.30 Uhr und ich zähle die erleuchteten Fenster in den an meinen angrenzenden Wohnblöcken. Ich unterscheide zwischen kalt und warm erleuchteten Fenstern. Kalt sind die bläulichen Lichtblitze von Fernsehern, die ab und an aufblitzen. Warm hingegen sind Deckenlampen, Schreibtischlampen und so weiter, die dieses beruhigende gelbliche Licht ausstrahlen. Das warme Licht gewinnt haushoch gegen das kalte Licht, 9 zu 4, das freut mich, während ich fröstelnd keine 500 Meter weit weg von meiner Wohnung stehe und bemerke, das erstens die gefütterte Jacke die bessere Wahl gewesen wäre und zweitens das eine Bier im Leben nicht langt.

Auf zum Barmbeker Bahnhof, da kann ich ein neues kaufen und werde zudem von den Durchreisenden zum bzw. vom Kiez entertained. Zu dieser Uhrzeit hat's viel mehr Heimkehrer als Losfahrer, das war "früher", als ich mit den Jungs noch hingefahren bin anders, da sind wir nie vor drei Uhr, eher später losgezogen.

Heutzutage kommen die um drei Uhr alle sturzdicht zurück. Werden von Freunden oder Fremden gestützt aus der Bahn gehievt, ER, 17, kotzt erstmal grüngelb auf den Bahnsteig und IHR, 17, fällt ne Brust aus dem Top, was die IHN stützenden natürlich mit Gegröhle untermalen. "Tittööööönnn!!!" Für 75% von ihnen war das vermutlich der erste Anblick einer nackten Brust, über die weißen Flecke in den Boxer-Shorts wundert sich dann Mutti...

Auf dem Heimweg bleibe ich an einem Gebäude stehen, dem ich schon lang aufs Dach steigen wollte. Acht Stockwerke. Ist grad von nem Baugerüst umstellt. Da wird's einen Weg nach oben geben...

"Eyh, lieber Mann! Hast du ein bisschen Kleingeld? Wenn nicht, hast du ein Bier über?" Ein rotnasiger schmaler Typ steht mir gegenüber und macht große Augen. "Oder willste da rauf? Da war ich schon! Is nett! Haste nu Kohle oder n Bier??"

Ein Bier und ein paar Minuten später weiß ich genau Bescheid wann wo was geht. Nice! Und verstörend, wie gut ein versoffener rotnasiger Obdachloser weiß, wie man in bzw auf Gebäude kommt. ... Jetzt brauch ich nur noch die passende Kamera, schnell, dann geht's da hoch...

Ich sitz auf der Mauer vorm Haus, leere das Bier und guck dabei in den klaren Himmel. Und denk mir dabei, wie gut die Nacht war

Und dann geh ich hoch in meine Bude, stell das Handy auf "lautlos", leg mich ins Bett, schließe die Augen und warte auf entweder Schlaf oder eine Sternschnuppe zum Mitreisen.

In eine Dimension, in der mein Team nachher keine Klatsche bekommt...das wär schon einiges wert.

Dienstag, 19. Februar 2013

Die lieben Vorurteile

Viele sind's, so acht oder neun bestimmt. Alle straßengangmäßig "uniformiert". Blau/weiße College-Jacke, baggy pants, die meisten kahl rasiert und nochmal drüber poliert, dicke Ketten um den Hals und ins Studio zum Pumpen gehen sie wohl alle, da ist keiner unter 90 Kilo dabei und das meiste davon ist reine Muskelmasse.

Ein paar Satzfetzen schallen rüber..."Doooch Bruder, schwör, ich hab den weg gemacht, Inshallah!"..."Alder, was? Klar hab ich die gehabt, was los, normal! Schlampe eyh!"..."Bruder, guter Deal, guter Stoff! Da geht mehr!"

Echte Sympathen.

Einer davon steigt in meinen Bus ein, die Verabschiedungszeremonie dauert ewig, jeder "Bruda" wird links/rechts geküsst, darauf folgen nicht enden wollende Ghetto-Handschläge, bei denen ich mir die Finger brechen würde. Der Busfahrer, ein älterer, sehr freundlicher Afrikaner, sitzt das aus, ich hab das Gefühl, er hat Angst, den Gang-Typen stehen zu lassen.

Schließlich steigt der ein und wir fahren ab. Er steht vor mir, ich starre auf seinen kahlen polierten Hinterkopf. Der ist tätowiert. "TNF" steht da. Was mag das heißen? Das Kürzel ist mir noch nie begegnet, nicht als Tag an ner Wand im Viertel, nicht in den regionalen Medien, die zuletzt öfter mal über diverse (Jugend-)Gangs berichteten, dies nie in positivem Zusammenhang.

"TNF", was mag das heißen? "The New Fuckheads"? Ja, das find ich logisch, so rein optisch und vom Verhalten her...so wird's sein!

Meine Haltestelle. "Tschuldigung, ich muss raus!" teile ich der Tattoo-Glatze mit, bekomme ein gerauntes "Ich auch" zur Antwort. Da kommt Freude auf.

Die Rücklichter des Busses verschwinden am Ende der Straße und mir legt sich eine Pranke auf die Schulter. "Scheiße, was will der denn jetzt? Handy? Bares? Beides?? Soll ich rennen?" denk ich, entscheide mich aber, der Konfrontation ins Auge zu blicken, Untergang mit wehender Flagge quasi und drehe mich um.

"Entschuldigen Sie bitte, ich möchte nicht stören, aber ich bin neu in der Stadt. Wie komm ich denn bitte zur XYZ-Straße?"

Einen ungläubigen Blick und ein gestammeltes "Äääh, da hinten links!" später wird mir freudestrahlend ein "wunderschöner Abend" gewünscht und nach einem "Ich danke Ihnen vielmals!" zischt er ab in die beschriebene Richtung, im Licht der Straßenlaterne kann ich noch ein Mal das Tattoo lesen. "TNF". Würd mich wirklich interessieren, wofür das steht. Man weiß es nicht.

Ach, schön, Vorurteile, lieb ich ja! Diesmal haben sie mich voll erwischt. Da werd ich mal draus lernen. Bis morgen.

Montag, 18. Februar 2013

Im Schatten der Ruine

Samstag Abend, irgendwas gegen 22 Uhr. Ich stehe am neuen Barmbeker Busbahnhof und mein Blick wandert zwischen der Ruine des ehemaligen Karstadt-/Hertie-Gebäudes, diesem Schandfleck des sich im Wandel und auf dem Weg nach oben befindlichen Stadtteils, dieser hässlichen Warze im Gesicht dieses an sich recht ansehnlichen Kiezes rund um den südlichen Teil der Fuhlsbüttler Straße, "Fuhle", wie Freunde und Anwohner sie nennen und zwischen all dem Volk, welches hier um diese Zeit zu Massen den Bussen aus dem Steilshooper Ghetto mit seinen grauen Plattenbauten oder denen aus dem idyllischen, fast schon dörflichen, bringen wir es auf den Punkt, aus dem totlangweiligen Berne strömt, obwohl, da gibt's zumindest hin und wieder noch eine Messerstecherei vorm ansässigen EKZ, ersetzen wir es durch das noch totlangweiligere Bramfeld, wo ich fast hingezogen wäre, als ich damals nach Hamburg zog, zum Glück registrierte ich aber rechtzeitig, daß in Bramfeld die Bushaltestellen, U/S-Bahn gibt es ja bis heute nicht, wie bei mir zuhause auf dem Heimatdorf Namen tragen wie "Bramfeld Kirche" oder noch besser "Bramfeld Dorfplatz" und damit hatte es sich mit der Bleibe in Bramfeld und kurze Zeit später landete ich in meinem jetzigen Kiez, was so sehr gut ist.

Teilweise weiß ich nicht, in welche Richtung ich zuerst entweder interessiert, meist aber eher mit einer Mischung aus Fassunglosigkeit und Unbehagen, teils Erheiterung schauen soll. Das vorbeiwandernde Partyvolk auf dem Weg gen Reeperbahn oder Sternschanze ist wirklich spektakulär, die Ruine gegenüber in ihrer sinnlosen Monstrosität allerdings ist so einnehmend, daß ich gar nicht anders kann, als ab und an den Blick auf sie zu richten, um kurz die schlimmen Grafittiversuche der Nachbarschaftsjugend neben den uralten verblassten Promopostern für gruselige RnB-Parties in Hamburgs vermutlich schlimmstem Club abseits von Pauli, dem "Big Apple" an der U Dehnhaide, zu checken, ab und zu entdeckt man aber auch wen, der in irgendeiner dunklen Nische gegen die Fassade pinkelt und zu viel mehr ist dieser architektonisch obszöne Koloss auch gar nicht mehr zu gebrauchen.

Das Publikum ist aber heut Abend auch erste Sahne hier, sowohl das, das zum Feiern loszieht als auch das, das mit mir zusammen auf den Bus heim wartet. Letzteres wird nämlich schon ungeduldig, der 277er soll in einer Minute fahren, ist aber noch nirgendwo zu sehen. "Anfänger!" denke ich und lasse einen verächtlichen Blick kreisen, der die ketterauchenden Bauarbeiter in Arbeitskluft, die maximal 15jährigen in Miniröckchen, Strumpfhosen mit gewollter Laufmasche und Winterjacke mit Kunstfell, damit wenigstens gegen die Minustemperaturen hilft und den pickligen Nerd mit den fettigen Haaren, der die drei Mädels unverhohlen angafft, trifft. "Na wenigstens spielt der kein Taschenbillard" denk ich mir. "Der will sicher nach Bramfeld."

Und alle sind sie nun hektisch, denn der Bus ist schon fast eine Minute zu spät. Die müssen alle neu zugezogen sein, denn spätestens nach drei Monaten hat hier auch der letzte Blitzmerker mitbekommen, daß die Fahrpläne für die Linien 177 und 277 maximal als Vorschlag anzusehen sind, aber keinesfalls die echten Abfahrzeiten anzeigen, nichtmal an der Starthaltestelle. Jedes Mal wieder ein Phänomen.

Während alle gebannt den Sekundenzeiger der Haltestellenuhr verfolgen oder die dunkle Straße hinunter starren, auf das ein Bus um die Ecke biegen möge, widme ich mich lieber denen, die in den Bahnhof strömen, um feiern zu fahren.

Eine Horde "Whoo-Girls", die Sorte Frau, die nach einer halben Flasche Piccolo alles und jeden mit einem kreischenden "Whoooooo!!!" abfeiert, völlig egal, ob's um ein Freigetränk, den Lieblingssong (immer Rihanna oder Beyonce!) oder um eine nicht zugeschissene Klokabine geht. Die werden die Aufrissläden mit Charts-/Schlagermucke rund um den Albersplatz besuchen. Mein Beileid.

Eine Gruppe halbstarker "Alders" und "Diggers", zumeist in Jogging-oder-GSTAR-Hose, alle aber mit Bauchtäschchen ausgestattet. Die werden ziellos die Reeperbahn und die Freiheit rauf und runter streunen, weil sie nirgendwo reingelassen werden und dabei werden sie jedes weibliche Wesen fast bespringen, das sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat.

Drei aufgepumpte solariengebräunte Mittzwanziger in kurzärmeligen Hemden, die ihnen fast von den mit Tribaltattoos "verzierten" Bizepsen platzen, es gibt Alkopops und Whiskey/Cola aus der Dose. Und die erste Line war garantiert auch schon am Start. Einer davon war früher Kunde bei mir im Laden, er erkennt mich und zwinkert mir zu. "Digger, alles ok??" - "Ja Mann, alles gut bei mir". Er zwinkert nochmal und rotzt dann erstmal auf den Boden. Hoffentlich hat niemand gesehen, daß der mich kennt...wie peinlich! Er und seine Homies werden zuerst in nem SchickiClub feiern, auf kurz oder lang rausfliegen wegen "dies das" und dann ab in den Puff. Ich kenn seine Geschichten.

Zu guter Letzt mein Highlight: Ein Typ in neongelber Plastik-Schlaghose, Netzhemd und blondierten Spikes auf dem Kopf! Frisch aus der Anfangszeit des Techno entsprungen, großartig! Da fehlen nur noch Marusha oder Charlie Lownoise&Menthal Theo als Hintergrundmusik...ein Traum!!

Vor lauter Tagträumen bemerke ich fast gar nicht, wie der Bus, diesmal fünf Minuten zu spät, endlich an die Haltestelle rollt. Weitere zehn Minuten Wartezeit wär zuviel gewesen. Reizüberflutung. Ein anderes Mal dann wieder.

Als ich zuhaus bin, atme ich tief durch. Endlich Ruhe. Und dann über Kopfhörer ein bisschen Techno aus den 90ern. Das ist fast nie schön, aber immer wieder lustig!

Donnerstag, 14. Februar 2013

Burn Nubbel, burn!!

Gestern war Aschermittwoch. Es hat ein Ende. Endlich! Die "fünfte Jahreszeit" verabschiedet sich bis November von der Bildfläche und ich sage: Danke!

Gut, hier oben im Norden kriegt man kaum was mit vom Karneval, vom Fastelovend, von der Fastnacht, nennt es, wie ihr wollt. Außer im TV, da kommt man an dem Mist nicht vorbei. Irgendwelche Prunksitzungen auf ARD, ZDF und sämtlichen Regionalsendern, ständig Büttenreden, in den Nachrichten rücken die Krisen in Nahost oder Menschenleben fordernde Unwetter irgendwo in Hinterasien in den Hintergrund, dafür werden aber volltrunkene gröhlende Junggesellengruppen in Indianerkostümen oder eine Horde pink ge-/verkleideter moppeliger Sekretärinnenazubis mit Cindy aus Marzahn-Gedächtniskrönchen und dem ihrem Idol angepassten Körperbau zum Thema "Safer Sex an Karneval" befragt, die Antworten sind immer die gleichen. Kevin und Co gröhlen "Ficköööön!!!" in die Kamera, Mandy und Co kichern dümmlich, nippen am Prosecco und sagen nichts, da sie vermutlich nicht Englisch sprechen. "Safer Sex, hääh?! Kenn ich nicht, sowas sagen die auf RTL2 nie!"

Auf jedem Sender um jede Uhrzeit solche Kacke!

Albern verkleidete zumeist alte Männer, die auf einer Bühne uralte "Witze", am Besten unter jeglicher Gürtellinie, zum Besten geben, den Tusch gibt's jedes Mal. Tätää, tätää, tätää! Wahnsinn!

Ich hab mal in NRW gelebt, Anfang des Jahrtausends. Da nimmt man das anders wahr, da fand ich's spaßig. Zwölf Jahre her, ich Anfang 20. Ich lauf morgens zur Arbeit, bin paar Minuten spät dran, will grad die Tür öffnen - kommt mir die gesamte Kollegschaft entgegen, Kölsch und Sekt in den Händen, ich werde genötigt, ein Glas Sekt mit zu trinken (morgens gegen 8.30), kann zum Glück aber flüchten, bevor ich mit in die Altstadt geschleift werde, um da zu feiern. Was es zu feiern gibt wusste ich bis dato nicht. Altweiberfastnacht? Nie gehört... Meine erste persönliche Erfahrung mit Karneval.

"Nice, freier Tag!" hab ich gedacht, "also gehste mal einkaufen und dann zurück heim." Also den Discounter meines Vertrauens geentert, alles rein in den Korb, an der Kasse eine Meerjungfrau, die meinen nun endgültig verwirrten Blick mit "Neu hier hmm? Es ist Karneval!" kommentiert. "Ja, neu hier,,,,aber Karneval ist doch erst ab Montag?!?" Daraufhin hat mich eine Meerjungfrau in den Wechseljahren an ner "Schlecker"-Kasse darüber aufgeklärt, was und wann Karneval ist und wie ich am besten damit umgehe. Diese Ratschläge hab ich mir zu Herzen genommen, mich im Laufe des Tages betrunken, am Ende des Tages ein nettes Mädel mit heim genommen...am nächsten Arbeitstag stand die dann wieder vor mir, die neue Praktikantin. Nebenbei noch Tochter meiner Chefin...Zufälle gibt's...

Und jetzt ist es überstanden, der Nubbel ist verbrannt und das ist gut so. Bis zum 11.11.2013 um 11.11 Uhr haben wir Ruhe.

Fast alle haben Ruhe. Aber doch nicht hier in Hamburg, der Karnevalshochburg vor dem Herrn! Wir haben "LiLaBe"!! Die größte Karnevalsparty im Norden oder so.

"LiLaBe". LIeblos LAusiges BEsäufnis. Oder wahlweise LAhmes BEgatten. Für "LI" fällt mir nichts ein.

Eigentlich steht "LiLaBe" für "Liebe, Lachen, Bergedorf", was auf den Veranstaltungsort verweist, die HAW Bergedorf. Im äußersten Südosten Hamburgs, jwd, da, wo es möglichst nicht stört und wo die Teilnehmer dieser Veranstaltung notfalls auch mal alles vollkotzen oder -pissen können, ohne, daß es direkt wem auffällt. Jetzt krieg ich wieder Hasspost von den Bergedorfern, herrlich.
Ich war ein Mal für drei Stunden oder so auf der/dem "LiLaBe" und es war schlimm. Verkleidungspflicht (gut, seh ich ein an Karneval), Eintritt 23€, ich wurde im Zuge einer Feier eingeladen, gezahlt hätt ich das im Leben nicht, kaum drin wollt ich raus. Furchtbar. Unter Schlager-/Chartsbeschallung baggern sturztrunkene Prolls oder das Gegenteil, Nichtficker, aufgetakelte, auf Hobbynutte gestylte Tussen oder Mittvierzigerinnen on the edge of Wechseljahre an, wenns klappt, verzieht man sich auf die "Kuschelwiese", ein dunkler Raum voller Sofas, Couches und Matratzen (gern zweideutig verstehen), die allesamt Second Hand sind (immer noch zweideutig...), "used look" quasi. Ich will mir gar nicht erst vorstellen, wie es da am Tag aussieht. Pfuih!! Eine gruselige Vorstellung...

Der Teil vom Karneval geht zum Glück an mir vorbei, ich hab damit nichts zu tun, es wird nicht im TV übertragen,, von daher sollen die da mal ihre Orgie feiern...

Ich hab ein Bild vom brennenden Nubbel geschickt bekommen. Es ist vorbei! Alaaf! Und halleluja!

Donnerstag, 7. Februar 2013

Ich melde mich ab.

Gestern Abend kam ich aus Berlin zurück "heim", machte mir ein mitgebrachtes Berliner Pils auf und
drückte den Startknopf meiner Rechnerin. Ich hatte einen Haufen Ideen und Textschnipsel im Kopf und freute mich, diese niederschreiben zu können.

Nur...die Rechnerin fuhr nicht hoch. Nicht beim ersten, nicht beim zweiten, nicht beim sechzehnten, nicht beim 38. Versuch. Bis Versuch 66 hab ich mitgezählt, danach hatte ich keine Lust mehr.

Schließlich scheint eingetreten zu sein, was man seit langer Zeit kommen sah: Meine Rechnerin ist tot.

Fährt nicht mehr hoch. Schwarzer Monitor mit Fehlermeldung. Ich komm weder an meine bereits verfassten Texte noch an Fotos etc heran. Hoffentlich sind die Daten überhaupt noch zu retten, ich als
Laie/Technik-Legastheniker kann das nicht abschätzen. Man möge mir die Daumen drücken, daß da noch was zu machen ist, ansonsten bin ich diverse Staffeln diverser Lieblingsserien, einen Haufen Musik und einen noch größeren Haufen Fotos aus den letzten Jahren los. Mag ich gar nicht dran denken...

Mein Blog wird also wohl erstmal brach liegen, es sei denn, ich kann mich dazu aufraffen, via Handy zu schreiben...tu ich ja grad auch. Aber nervt. Sehr.

Schauen wir mal, wie es weiter geht, ich hab keine Ahnung. Aber hoffe das Beste.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin raus.

Es sei denn, ich werd bekloppt (was nicht allzu lang dauern wird.) Dann werden das Handy und meine Nerven malträtiert.

Von mir gibt's also erstmal regelmäßig nichts mehr. Sorry.

Euch alles Gute und bis hoffentlich bald.

T_