Montag, 30. Dezember 2013

Über den Tellerrand - Ein paar Links zu tollen Blogs/Texten (6)

Weihnachten ist mal wieder überlebt.

Erstaunlich gut sogar.

Ein Großteil der Bewohner dieses ach so tollen Landes (ich bekam eine große Packung Ironie zu Weihnachten, da war sogar ne Schleife dran!) saßen vermutlich am "heiligen Abend" mit der Familie zusammen und hatten eine gute Zeit. Ich auch. Es gibt aber auch Menschen, die dieses Privileg nicht haben. Kreuzberg Süd-Ost war unterwegs und hat denen, die kein warmes Wohnzimmer haben, etwas Gutes getan. Ich finde das absolut toll.

Ganz andere Sorgen hat die "cynical mother". Sohnemann räumt nicht auf. Wahrscheinlich ist Fußball wichtiger. War bei mir früher nicht anders. Jungs halt. Die Aufregung kann ich aber nachvollziehen! Wär das meiner, ich würd bekloppt werden...! Aber "Chill doch mal, Mama!" ist doch zumindest ne coole Ansage!

Dann habe ich noch Texte gefunden, die über mein großartiges Viertel Barmbek-Nord berichten, da war ich recht begeistert! Nachzulesen hier und hier. Gefunden habe ich beide Texte bei Maximilian Buddenbohm, der die großartige Idee hatte, Hamburger über ihre Kieze oder Wohnviertel schreiben zu lassen. Da sind tolle Sachen bei raus gekommen. Mit der Zeit dann auch nicht nur über Hamburger Quartiere...ich sehe da Berlin, Köln, München, Barcelona, Basel, Riad...größtenteils dann aber doch Geschichten, Eindrücke und was sonst noch von Hamburgern über die Stadtviertel, in denen sie leben. Spannend!

Noch was Spannendes! Der Kiezneurotiker hat einen Text zum Hamburger Fischmarkt geschrieben. In dem findet ihr eine Textpassage, die ihr anklicken könnt. Wenn ihr das tut (nachdem ihr hoffentlich des Kiezneurotikers Text gelesen habt), landet ihr auf einem anderen Blogtext eines anderen Blogs. In dem ist wieder ein Textteil anklickbar und führt wieder auf einen anderen Blog... Insgesamt sind neun Blogs vernetzt, wenn ihr also vom Kiezneurotiker aus neun Mal weiter auf die entsprechende Textstelle klickt (und möglichst bitte auch die betreffenden Texte lest), dann solltet ihr wieder beim Kiezneurotiker landen, habt hoffentlich Spaß gehabt und Interessantes, Informatives und/oder Kurzweiliges gelesen, vor allem aber habt ihr neun BloggerInnen etwas Gutes getan.

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In zwei Stunden geht es los Richtung Hauptstadt, um da Freunde zu treffen und das neue Jahr zu begrüßen. 2014 kann unmöglich elender werden als 2013. Da bin ich mir sehr sicher.

Ich wünsche allen, die hier mit lesen und kommentieren, einen guten Rutsch und einen tollen Start ins neue Jahr. Passt beim Böllern auf eure Finger auf, die braucht ihr vermutlich in der Zukunft noch!

Bis nächstes Jahr!

Sonntag, 29. Dezember 2013

Aber das Navi sagt "Links"!

Am zweiten Weihnachtstag bin ich aus der Heimat im niedersächsischen Nichts per Mitfahrgelegenheit zurück nach Hamburg gefahren.

Die Fahrt verlief einigermaßen unspektakulär, obwohl mich die Fahrerin doch äußerst stark an Disneys Kampf-Prinzessin Merida erinnerte.

Anfangs wurde sich noch geschwätzig unterhalten, mit der Zeit erstarb aber das Gespräch, ich war eh todmüde und wollte, nachdem ich glücklicherweise meinen Lieblingsplatz hinten links erobert hatte, die Fahrt verschlafen, die Beifahrerin knickte auch urplötzlich ab, grad hatte sie noch davon erzählt, wie toll ihre ersten drei Monate in Berlin gewesen seien, die große Stadt, das Mädchen aus der Provinz, in Friedrichshain lebe sie jetzt, Dachgeschoß, mit Balkon, tralali tralala, alles supi, ABER...!

Allmählich bekam ich schlechte Laune. Kann ich denn nichtmal friedlich vom Arsch der Welt nach Hamburg fahren, ohne mir Geschichten von irgendwelchen Hipster-Kiddies Anfang zwanzig anhören zu müssen, die sich darüber beschweren, dass ihre verfickte liebste Boutique mehr als eine Tram-Station von ihrer an der Decke mit Stuck verzierten Altbauwohnung mit Blick auf den Fernsehturm und in Rotznähe des Boxhagener Platzes gelegen ist und das der Bio-Laden ums Eck vorgestern schon wieder keine fair getradete handaufgezogene Karambola mehr im Angebot hatte?

Und warum muss ich bei "Karambola" immer an einen Haufen Schrottautos denken? Sternfrucht Alter, Sternfrucht!

Die Laune wäre wohl noch weiter gesunken, hätte sich nicht zwischen der rotbelockten Fahrzeugführerin und ihrem Navi ein lustiges "Gespräch" entsponnen.

"In 300 Metern links abbiegen!" - "Häh?" - "In 250 Metern links abbiegen!" - "Was? Wieso??" - "In 100 Metern links abbiegen!" - "Aber...zur A1 muss ich doch gerade aus? Fünf Kilometer noch?" - "Sie haben Ihre Abfahrt verpasst. Bitte wenden!" - "Gott verdammt! Gerade aus! Fünf Kilometer! Da, es steht auf dem Schild!!" - "Bitte wenden!"...

Viel hat nicht gefehlt und aus Nase und Ohren wäre weißer Rauch aufgestiegen, farblich abgestimmt zum Kopfhaar. Es hatte ein bisschen was von einem Beziehungsstreit. Auch wenn weder gewendet noch links abgebogen wurde, so hat gefühlt dann doch das Navi gewonnen, denn Prinzessin Merida fluchte noch Minuten später auf der Autobahn wie ein Rohrspatz leise vor sich hin. Irgendwie ganz niedlich.

In Hamburg wiederholte sich das Spielchen nochmals, als wir unser angepeiltes Ziel, den U-Bahnhof Schlump, ansteuerten. "Bitte links abbiegen!", "Nach 200 Metern halbrechts halten!", "Bitte schlagen sie vier Mal mit der Stirn auf das Lenkrad!", "Bitte erwürgen sie jetzt die Person zu Ihrer Rechten!"...meine wegweisenden neunmalklugen Kommentare von der Rückbank habe ich mal lieber für mich behalten, das war vermutlich besser für alle Beteiligten.

Ich weiß schon, warum ich einem Navi nicht über den Weg traue...

Im Sommer hatte ich schonmal so eine mehr oder weniger lustige Erfahrung mit einem sogenannten Navigations-System.

Im Rennflitzer meiner Cousine auf dem Heimweg vom Besuch im Münsteraner Zoo waren wir schon viel zu lange unterwegs, normalerweise braucht man 45 Minuten pro Strecke, wir waren bei einer Stunde Fahrtzeit und das Heimatdorf war alles andere als in Sichtweite. Da meine Cousine mit ihren zwanzig Jahren zwar eine gute Fahrerin ist, sich aber im Umkreis von 15 Kilometern um ihre Homebase herum nichtmal ein klitzekleines bisschen auskennt, fuhren wir strikt nach Navi. Linksrum, rechtsrum, halblinks, halbrechts, bla. Cousinchen folgte den Anweisungen der Computerstimme genauestens.

Nochmals links ab, direkt wieder rechts - und dann standen wir auf den Gleisen.

Jetzt ist so ein japanischer Kleinwagen zwar für vieles kompatibel, nicht aber für Schienenverkehr. Das war recht unpassend in dem Moment.

Man kann sich in etwa vorstellen, in welcher Hektik Cousinchen, Tantchen und ich die Karre, zum Glück wiegt die ja leer so gut wie nichts, von den Schienen wieder auf die Straße bugsiert haben.

Dass die Gleise nicht mehr genutzt werden, habe ich dann später am Abend via Google herausgefunden. Hab ich Cousine und Tante bis heute nicht erzählt, ich freu mich immer noch über die erschrockenen Gesichter und die weit aufgerissenen Augen, wenn die Geschichte wieder aufgewärmt wird. Mit Vorliebe von mir. Natürlich. An Weihnachten hab ich mir den Spaß mal wieder gegönnt.

Daddy hat nun vom Christkind auch ein Navi bekommen (und Chromfelgen nachempfundene Radkappen für den Familien-Kombi! Bling bling! Pimp Dad`s ride!), ich bin gespannt auf erste abenteuerliche Geschichten! Das wird bestimmt lustig!

Ich würde ja auch gern eine peinliche Navi-Geschichte über mich erzählen, aber - da gibt`s keine. Als ich noch ein Auto hatte, gab es meines Wissens nach noch keine Navis, ich hab noch auf Autobahn-Rasthöfen anhalten und gefaltete Straßenkarten studieren müssen, die sich NIE wieder in die Ursprungsform zurück falten ließen! Oder ich hab einfach nach dem Weg gefragt. Obwohl ich ein Kerl bin und ich das rein genetisch im Prinzip gar nicht tun sollte. Kerle fragen nicht nach dem Weg. So heißt es doch.

Ich schon.

Morgen geht`s wieder auf die Autobahn, ab in die Hauptstadt. Hoffentlich ohne navigatorische oder anders geartete Katastrophen. Aber bei meinem Glück...

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Der Wahnsinn in der Warteschlange

Letztens ist mir mal wieder am Abend die Glühbirne in der Deckenleuchte durchgebrannt und da ich natürlich wie immer keine Ersatzbirne in der Wohnung hatte, verbrachte ich die Zeit bis zum Schlafen gehen im schummerigen Licht einiger Kerzen und einer Weihnachts-Pyramide auf der Fensterbank sowie dem flackernden Licht des Fernsehers und des LapTop-Monitors. Das war in Ordnung, es gefiel mir sogar ein bisschen.

Tags darauf waren meine Eltern zum traditionellen vorweihnachtlichen Besuch in der Stadt und Mutter teilte meine Meinung so gar nicht, als ich ihr vom vorabendlichen Fauxpas erzählte. Da müsse SOFORT eine neue Birne her sagte sie in einem Tonfall, der nicht den Hauch einer Diskussion zu ließ. Direkt ins nächste Geschäft ginge es, um für adäquaten Ersatz zu sorgen.

So weit, so gut.

Dumm nur, dass das nächste Geschäft dieser Art die "Saturn"-Filiale auf der Mönckebergstraße direkt am Hauptbahnhof war, noch dazu war es um die allgemeine Feierabendzeit herum, wo sich NOCH mehr Volk in der Hamburger Innenstadt tummelt als eh schon in den Wochen vor Weihnachten.

Solche Argumente prallten an meiner Mutter allerdings ab wie ein Flummi, denn zuhause im niedersächsischen Nichts gibt es so etwas wie vorweihnachtlichen Trubel in der Einkaufsmeile nicht. Denn dort gibt es keine Einkaufsmeile.

"Jetzt geh da rein und besorg schnell eine Glühbirne, wir warten hier kurz!" sagte sie, "Papa kann dann eine rauchen und ich schau eben in ein paar Schaufenster. So lang wird das ja nicht dauern!"

Beim letzten Satz musste ich ein wenig lachen, aber wie gesagt: Diskussion von vornherein ausgeschlossen.

Ich also rein zu "Saturn", Böses vorhersehend.

Das Objekt der Begierde war schnell gefunden. Keine drei Minuten nach Betreten des Ladens war ich schon wieder auf dem Weg zur Kasse.

Fünf Kassen waren offen, an jeder so vier oder fünf Kunden vor mir. Ich entschied mich für die goldene Mitte.

Das war ein Fehler.

Die ersten beiden Kunden wurden noch problemlos abgefertigt und ich hatte nur noch zwei "Damen" vor mir. Die erwiesen sich aber als Totalschäden.

Der ersten war das auch optisch anzusehen. Während sie darauf wartete, dass sie an die Reihe kam, bohrte sie hingebungsvoll in der Nase. Wann die Haare zuletzt Wasser, geschweige denn Shampoo gesehen hatten, kann ich nur schätzen und ich würde auf einige Tage tippen. Die fettigen Strähnen wurden von rosafarbenen Spangen "in Form gehalten", vermutlich wären sie aber eh von allein an betreffender Position kleben geblieben...allgemein machte die gute Frau nicht den gepflegtesten Eindruck, aber ich will nicht urteilen. Jeder, wie er es mag.

Auf jeden Fall kaufte sie einen Haufen CDs, ich habe den "Eighties Mix" gesehen und irgendwas mit "Charts 2013" im Namen. Gruselig. Charts 2013. Robin Thicke, Daft Punk und das halbnackte Kind mit dem Undercut auf der Abrissbirne. Nein, schön ist anders. Geschmack erst recht...

Der junge Verkäufer scannt also CD nach CD. "Das macht dann 73, 50€ bitte!"

Sie zückt ihr Portemonnaie. Grelles rosa. Mit "Pikachu" drauf. What the fuck?!? Zieht drei Zwanziger heraus und drückt sie ihm mit fragendem Blick in die Hand.

"Das reicht noch nicht, da fehlt noch was!"

Ein weiterer Zehner wandert aus ihrer Geldbörse in Kassiererhände.

Jetzt schaut er fragend. Vermutlich sucht er insgeheim die versteckte Kamera. "Prima, jetzt noch drei fuffzich!" Sie starrt. Er auch. Sie an. Ich beginne zu realisieren, dass es noch ein Weilchen dauern wird, bis ich meine Eltern wiedersehe. Mal wieder die falsche Kassenschlange.

Zögerlich wechseln einige Münzen von A nach B, ich zähle mit, wir sind jetzt bei 73 Euro und zehn Cent. 40 Cent fehlen noch, das Finale ist nah.

Da zückt sie den Fuffi!

"Ich habe keine Münzen mehr!" sagt sie in bedauerndem Tonfall. Der Kassierer schaut jetzt, als stände ein Alien vor ihm und irgendwie ist das ja auch so. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine Wand, gegen die ich meinen Kopf schlagen kann.

Das war`s, sie hat bezahlt, er hat das Rückgeld herausgegeben, das Elend hat ein Ende, Erleichterung setzt ein, die ungeduschte Pummelfee in der Trainingsjacke kann den Abflug machen.

Das tut sie aber nicht.

Sie bleibt wie festgewachsen an der Kasse stehen und beäugt interessiert die ausliegende Auswahl an Plastiktüten. Ob die kostenlos seien, möchte sie wissen.

Das seien sie und sie dürfe sich so viele nehmen, wie sie möchte, erklärt der junge Mann an der Kasse, der inzwischen so aussieht, als würd er ihr liebend gern an die Gurgel gehen. Mir geht es inzwischen ähnlich.

"Da klingelt aber nichts, wenn ich dann raus gehe?" Die Frage kommt bestimmt. Investigativ. Klauen, nein, das möchte sie nicht. Auch keine kostenlosen Plastiktüten. Auf die Bestätigung, dass es garantiert auf dem Weg aus dem Laden nicht klingele, erfolgt eine dreifache Nachfrage.

"Sind sie sicher?" - "Ja." - "Wirklich?" - "Ja, wirklich!" - "Und es klingelt garantiert nicht? Sind sie WIRKLICH (sie betont das erste "i" lang) sicher?"

In den Kassiereraugen blitzt es gefährlich, er schiebt Kopfkino und in diesem bearbeitet er Madame Fetthaar mit einem langen Messer. Dazu wahlweise water boarding oder Elektro-Schocks.

"Ich. Bin. Mir sicher. Sehr." presst er zwischen den Zähnen hervor.

Endlich gibt sie ihren Posten an der Kasse auf, nicht ohne sich eine der kleinen Plastiktüten, die in Elektromärkten halt so angeboten werden und in den ihre CD-Sammlung mit Mist-Musik garantiert nicht passt, zu sichern. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel, dass sie das bitte erst bemerken möge, wenn ich gezahlt habe...

Die Kundin, die nun noch vor mir an der Reihe ist und die vergangenen sechs oder sieben Minuten erstaunlich stoisch ertragen hat, macht mir Hoffnung. Älteren Semesters, eleganter Mantel, hochklassiges Handy...die kann unmöglich ähnlich nervtötend sein.

Falsch.

"Guten Abend, ich möchte einen Gutschein für meinen Enkel kaufen." - Der Mann an der Kasse schaut erleichtert. "Gerne, welchen Wert soll der denn haben?" - "277 Euro." - "Oh. wir bieten nur Gutscheine für 250 Euro an. Oder halt kleinere Geldwerte. Zehn Euro. 25 Euro...50..." - "Das ist schlecht, ich brauche nämlich einen über 277 Euro!"...

Ich brech das hier mal ab, denn ansonsten tippe ich morgen noch.

Der Kassierer und die elegante Dame einigten sich dann nach langer Diskussion, ich musste die ganze Zeit an einen Amoklauf denken, er hatte sich zwischenzeitlich aufgegeben, darauf, dass sie drei Gutscheine ersteht, 250€, 20€ und 5€. Nachdem die Scheine im Wechsel für die drei in einem Umschlag steckenden Gutscheine in die Kasse gewandert waren, wandte sich die elegante Dame das Kackweib nochmals an den jungen Kassierer. Es sei eine Frechheit von ihm, sie müsse jetzt die fehlenden 2€ auf den Umschlag kleben. Sowas wäre ihr noch nicht untergekommen. Schämen solle er sich.

Hätte sie noch einen weiteren Satz begonnen, ich hätte ihr mit Anlauf ins Kreuz getreten.

(Zwischendrin hatte die rosa Bedrohung von vorher übrigens nochmals einen Auftritt. Ihr war nach minutenlangem Herumprobieren dann doch aufgefallen, das ihr CD-Stapel im Leben nicht in die eine kleine Plastetüte passt. "`tschuldigung, darf ich die Tüte eintauschen? Für eine große?" - "Selbstverständlich!" - "Dann klingelt es aber auch nicht, wenn ich..." Zu meiner absoluten Überraschung hat sie den Killerblick des Kassenmenschen direkt verstanden)

Dann habe ich bezahlt. Meine Glühbirne. 1,99€. Und dann raus zu meinen Eltern. Inzwischen war es dunkel.

Eine Vermisstenanzeige hatten sie noch nicht aufgegeben. Daddy hatte aber einige neue graue Haare im Vollbart. Mutter hatte währenddessen die halbe Mönckebergstraße leer gekauft.

Und ich sitz abends nicht mehr im Dunklen. Hat mich nur 1,99€ und mehrere Lebensjahre gekostet, das Nervenkostüm muss komplett überholt werden, ich bin nur noch ein zitterndes Wrack und fasele davon, "Saturn" in die Luft zu sprengen. Aber sonst ist alles schön. Schwund ist ja bekanntlich immer.

Ich geh nachher los und kaufe mir ein rosafarbenes Portemonnaie. Für 277 Euro. Und danach lasse ich mich einweisen.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Tschüß "Molotow". Ein Stück Sankt Pauli ist Geschichte.

Vor knapp einem halben Jahr habe ich mich noch darüber gefreut, dass die wenigen Lieblings-Kneipen und -Clubs, die ich in dieser meiner Stadt habe, noch nicht durch Gentrifizierung oder aus anderen Gründen schließen mussten und im schlimmsten Fall durch Loft-Wohnungen oder Schicki-Lounges "ersetzt" wurden.

Und jetzt hat es innerhalb relativ kurzer Zeit zwei aus meinen Top 3 erwischt.

Zuerst musste der "Dschungel", meine liebste Kneipe der Stadt, sein angestammtes Quartier an der Schanzenstraße räumen. Das hat mir ordentlich schlechte Laune bereitet. Dann kam aber die Nachricht, man habe eine neue Ladenfläche gefunden und dort ginge es ansatzlos weiter. Das ganze im "Schlachthaus-Komplex", zu dem mit dem "Knust" auch eine der besten Konzert-Locations der Stadt gehört, ich war ein kleines bisschen beruhigt. Vor ein paar Tagen habe ich mir den neuen Laden mal angesehen und bin erschrocken.

Glattpolierte Glasfront. Dahinter lederbezogene Barhocker statt der alten liebgewonnenen Schemel, dank denen einem nach einer an der Bar des "Dschungel" an der alten Adresse verbrachten Nacht nicht nur der Schädel, sondern auch das Heck schmerzte. Ich will ja nicht unken, aber positiv stimmt mich das nicht. Rein optisch hat das Ding (von außen und durchs Fenster) jetzt was von einer Cocktail-Bar auf der Langen Reihe. Und das ist nicht gut...

Und dann die Katastrophe von Samstag Nacht.

Die Esso-Häuser an der Taubenstraße wurden geräumt und sind nun (momentan noch aufrecht stehende) Geschichte. Der Abriss war eh beschlossene Sache, jetzt geht es deutlich schneller, als alle erwartet haben.

Weil "die Wände wackelten" und "die Lampen herum schwangen".

Gut, ersteres passiert in meinem Wohnhaus auch. Zumindest vibrierende Wände habe ich hier alle drei Tage. Wenn bei den Bauarbeiten rund um meinen Wohnblock (da wird grad an drei Seiten neu gebaut bzw saniert) mal wieder eine Mauer runtergerissen wird, wackelt bei mir im dritten Stock der Boden. Wenn ein großer Jumbo-Jet im Tiefflug übers Haus fliegt und den Airport Hamburg-Fuhlsbüttel ansteuert, dann wackeln wegen irgendwelchen komischen physikalischen Effekten bei mir die Wände, da klirrt sogar manchmal das Geschirr im Küchenschrank. Kenn ich alles.

Gut, die Lampe schwankte nie (weil sie das nicht kann, da sie in ihrer Funktion als Deckenleuchter an eben dieser Decke fixiert ist), ich sehe aber ein, dass das in einem Gebäude, in dem seit locker einem Jahr der Zutritt auf wohnungseigene Balkone wegen Einsturzgefahr verboten war, schon kein allzu gutes Zeichen ist.

Ich bin nicht Statiker genug, um abschätzen zu können, wieviel Gefahr dort tatsächlich in der Luft lag.

Von daher kann ich nicht abschätzen, ob die Art und Weise, mit der dieser Situation begegnet wurde, korrekt war oder nicht. Das maße ich mir nicht an.

Fakt ist, dass ich:

- 1. wahnsinniges Mitleid mit den (jetzt ja ehemaligen) Bewohnern der Esso-Häuser empfinde. Was muss das für ein Schlag sein, von jetzt auf gleich mitten in der Nacht aus seiner Wohnung, aus der vertrauten Umgebung, aus dem Ort, der "Zuhause" bedeutet hat, gerissen zu werden! Das kann sich niemand vorstellen, der sowas nicht erlebt hat und ich WILL mir das auch gar nicht vorstellen müssen. Ich wünsche ihnen das Allerbeste.

- 2. den Verlust einer weiteren Perle St. Paulis "betrauere". Gut, die Kiez-Tanke war Kult und wird fehlen, aber mein Bier werde ich mir auch anderswo kaufen können, bevor ich dann ins "Molotow" gehe, aber... Oh, fuck, das "Molotow"...

Jepp, das wurde auch geschlossen. Genau wie die Kneipe "Planet Pauli" und die Touri-Bar "Herz von Sankt Pauli", in der ich am Abend vor der Kiez-Apokalypse mit anderen noch gesessen habe.

Um ehrlich zu sein, juckt mich der Verlust der beiden letztgenannten Orte nicht so sehr. Tut mir leid, im "Planet Pauli" war ich nie und das "Herz von Sankt Pauli" hat mich bei meinem Besuch am Tag vorm Ende ziemlich genervt, besoffene Touri-Horden und eine Lautstärke, die der in einem Fußballstadion in nichts unterlegen war. Kein Ort, der mir zusagte.

Aber um das "Molotow", da trauere ich. Der BESTE Laden für Konzerte in der ganzen verdammten Stadt!

Kellergeschoß, klein, eng, verschwitzt, duster, die Bühne keine 20 Zentimeter hoch, diese verfickte Discokugel in der Mitte des Konzertraumes, an der ich mir mal übelst die Birne gestoßen habe, während die Band auf der Bühne und ich davor tobten.

Im Molotow habe ich insgesamt drei Frauen zum ersten Mal geküsst (zwei Mal sogar beim selben Lied!), habe mit meiner liebsten deutschen Band auf der Bühne gestanden, habe mit einer anderen Lieblingsband ihr Abschiedskonzert gefeiert, habe wegen Geknutsche vorm Eingang mein einziges "Alexisonfire"-Konzert fast komplett verpasst und mein allererstes Konzert, nachdem ich nach Hamburg gezogen war, fand auch hier statt. Kettcar war`s damals, 2002.

...meine Fresse, wie wird mir dieser Laden fehlen...

Das war nicht nur ein Club, nicht nur eine Konzert-Location, nicht nur ein Ort, an dem Menschen sich bei guter Musik betrinken. Das "Molotow" war weit mehr. Eine Institution!

Das "Molotow" war Hamburger Kulturgut. Für jeden, der Musik und Konzerte liebt, muss das so gewesen sein. Und zu jedem, der das nicht verstehen kann, sage ich: "Du tust mir leid!"

Fakt ist aber vor allem, dass ich

- 3. wütend bin. Weil Menschen mitten in der Nacht aus ihren (eventuell) zusammenbruchsgefährdeten Häusern "vertrieben" wurden?

Nein!

Wütend deswegen, weil seit Ewigkeiten bekannt war, dass die Esso-Häuser sanierungsbedürftig sind. Und was wurde getan? Genau. GAR nichts!

Vor einem knappen Jahr wurden einige der Balkone mit Holzbohlen abgestützt und den Mietern der Wohnungen, zu denen eben diese Balkone gehörten, wurde verboten, sie zu betreten. Wegen Einsturzgefahr.

Jetzt frag ich mich: Warum wurde da nicht saniert? Gut, die Miete wäre gestiegen, signifikant vermutlich. Hätten einige Bewohner nicht mehr zahlen können. Das ist klar und nervt.

Jetzt, wo eine Sanierung nichts mehr rettet, ist es natürlich leichter. Die lästigen Bewohner dürfen per polizeilicher Anweisung nicht mehr in ihre eigenen vier Wände, dem Kiez gehen diverse ewig eingessesene Lokalitäten verloren, aber der Besitzer des Grundstücks, die "Bayerische Hausbau", die auch für die Räumung des "Kunsthaus Tacheles" in der Oranienurger Straße in Berlin verantwortlich ist, hat, was er will.

Endlich sind die Asis weg. Endlich ist Platz für neue hochwertige Wohnungen. Mit Aufzügen für die Luxuskarren, die unten auf der Straße sonst angezündet würden. Oder für ein Einkaufszentrum. Das fehlt doch noch auf dem Kiez. Für die Touris. Damit die da "Sankt Pauli. I was here and fucked a prostitute!"-Shirts kaufen können. Baut doch ein verficktes Einkaufszentrum, ihr Spinner. Und wundert euch dann über Farbbeutel-Attacken oder weint euch in den Medien aus über brennende SUV`s auf dem Parkplatz davor. Hat man ja nicht kommen sehen...

Am Samstag gibt`s eine Demo. Es geht um den (extrem unwahrscheinlichen) Erhalt der "Esso-Häuser" bzw darum, wie damit nun umzugehen ist, weiterhin um Bleiberecht für die Lampedusa-Flüchtlinge aus Syrien und um Verteidigung der "Roten Flora" (gegen Räumung vermute ich, weiß aber noch nichts genaueres. Und das Thema ist definitiv momentan nicht das, was mich auf die Demo bewegen wird.)

Ich gehe davon aus, dass es derbe krachen wird. So richtig. Das ist verdammt schade. Das zieht so wichtige Themen wieder in den Sektor, über den die "BILD" berichtet. "Blut-Krawalle in Hamburg, die bösen Autonomen haben mal wieder...", ich seh die Schlagzeile schon vor mir...

Ich werd am Samstag auf der Demo sein. Fotografieren und skandieren. Später drüber schreiben.

Ich würd mich freuen, wenn man es mir gleich tut.

Die Demo startet am Samstag um 14 Uhr vor der "Roten Flora" am Schulterblatt und geht dann über den Neuen Pferdemarkt, Reeperbahn, Simon-von-Utrecht-Straße bis hin zur Glacischaussee. Das ist der Plan. Wird im Leben nicht klappen, weil die Veranstaltung garantiert zwischendrin durch die Cops "aufgelöst" wird (vermutlich, weil mal wieder Vorstadtkids randalieren). Aber man kann`s ja mal probieren. Und Sinn hat die Geschichte definitiv.

Es ist eine Scheiß-Situation grad und ich hoffe, es wird das Beste daraus gemacht.

Eine gewaltlose Demo am Samstag wäre ein gutes Zeichen.

Einzig, mir fehlt der Glaube...

Montag, 16. Dezember 2013

Skyporn Volume 4: Sturmgefahr

Ein Sturm zieht auf.



Perfektes Timing. Keine Minute, nachdem ich die 62er-Fähre nach meinem letzten Besuch auf dem Dach des "Dockland"-Gebäudes verlassen hatte, brach die Hölle los.

In einem Akt uneigennütziger Selbstaufgabe habe ich allerdings, bevor ich an den Landungsbrücken zur U3 lief, noch ein Foto geschossen. Mir gefällt es ganz gut, einer damals befreundeten Band gefiel es sogar so gut, dass das Bild in bearbeiteter Form auf ihrer nächsten CD landete. Nicht auf dem Cover, auf der CD selbst. Aber das ist ja auch schon nicht so schlecht.

Verkauft wurden von der CD nicht wirklich viele Exemplare, aber das muss ich meinen zukünftigen Enkelkindern irgendwann in 40 Jahren ja nicht erzählen.

"Ja Kinder, so war das damals, als ein Foto, das euer Opa gemacht hatte, auf einer Rockmusik-CD landete...!"

Auf den paarhundert Metern von meiner heimischen U-Bahn-Station nach Hause hat mich der Sturm, von dem ich dachte, ich sei ihm entkommen, dann doch noch erwischt. Volle Breitseite. Nass bis auf die Knochen innerhalb von Sekunden. Die Jeans habe ich über der Duschwanne ausgewrungen. Ganz toll.

Aber hey!

Foto!

Auf CD!

Never ending fame!

Was sind da schon ein paar nasse Klamotten...?

Dienstag, 10. Dezember 2013

Du bist hübsch!

Irgendjemand hatte das Bedürfnis, ein Kompliment zu machen.

Unten auf dem Bahnsteig der U3 an der Sternschanze, wo nachts die zerfeierten betrunkenen Hipster-Pärchen knutschend und ohne sie eines Blickes zu würdigen neben den Kaputtgelebten stehen, die hier im Winter, einen warmen Schlafplatz ohne Regen, Schnee oder kalten Wind suchend, untergekommen sind und auf ein bisschen Schlaf hoffen. Zumindest wochenends geht das, das Unterkommen, denn da sind die Bahnhöfe durchgängig offen. Ob das Schlafen klappt, wage ich zu bezweifeln bei all dem gröhlenden Volk, das hier durchkommt.

Ich habe schon Typen von 19, 20 gesehen, die "obdachlos" vermutlich nichtmal buchstabieren können, sturzbesoffen aber mit "Victory"-Zeichen oder schlimmeren Gesten neben oder über schlafenden Wohnungslosen für Fotos posierten, geschossen vom Kumpel, dessen Lacoste-Polohemd gerade so herauslugte unter der natürlich schwarzen Kapuzenjacke, ist ja Schanze hier, man muss sich anpassen an den Pöbel, den Mob, den "Schwarzen Block", der hier sein Unwesen treibt, Flora und so, alles Pack hier, alle böse und linksautonom und Steineschmeißer, stand in der MoPo, die Papi morgens noch am Frühstückstisch las, bevor er mit dem goldenen Löffel das Wachtelei aufschlug.

In der Biologie nennt man sowas "Mimikry".

Der harmlose Käfer (oder Wurm, passt in diesem Fall besser) gibt sich durch entsprechende Farbgebung als böse und gefährlich erscheinend aus.

Der an sich harmlose Vorstadtjunge wird durch Anpassung (->"entsprechende Farbgebung"=schwarze Klamotten) zum (für die Medien) bösen "Autonomen" und macht dann ordentlich Rambazamba...war in den letzten Jahren immer wunderbar beim Schanzenfest zu beobachten. Dieses Jahr gab`s ja keins. Wegen "autonomen Ausschreitungen". Ich sag dazu lieber weiter nichts.

Irgendjemand wollte also unbedingt Nettes sagen. Eine gute Tat tun. Vielleicht wollte er auch nur eine Mutprobe bestehen, um nicht tags drauf nackt über die Große Freiheit flitzen zu müssen.

Ich weiß es nicht. Es ist mir auch herzlich egal.



Mit dem Edding an die Scheibe.

Find ich gut. Macht nichts kaputt, tut keinem weh, ich sah einen Haufen Mädels, die erst lasen und dann zufrieden lächelten...

...denen, die hier nachts momentan unterkommen und übernachten, möchte man zurufen: "Lest, was der fiese Vandale dort geschrieben hat, schreibt Euch nicht ab! Scheißt auf die Deppen, die Fotos machen, scheißt auf die, die Euch Aussätzige nennen...kommt nur einfach gut durch die kalte Jahreszeit!"

Es sind nur drei simple Worte, mit nem Edding an eine Scheibe geschmiert. Und vermutlich ohne größeren Hintergrund.

Ich mag sie aber trotzdem.

Wer bekommt nicht gern Komplimente?

Sonntag, 8. Dezember 2013

Über deutsche Comedians, Emo-Bands und ein 0-7.

Eine gute Freundin bat mich, für sie den Eintrittspreis eines Auftrittes von "Y-Titty" im ASTRA-Kulturhaus in Berlin zu eruieren, da sie dazu scheinbar nicht selbst in der Lage ist. Ich musste ihr auch schon erklären, wie man googlet, offensichtlich bin ich bei der Mission aber gescheitert. Ansonsten hätte ich nicht nach Preisen für Auftritte von "Y-Titty" in der Hauptstadt suchen müssen.

Und überhaupt...

"Bitte wer? Titten?!?"

"Nein. Y-Titty. Wei-Titti! Die machen Comedy! Auf youtube!"

"Ach, youtube kennste, aber mit Google kannste nicht umgehen?"

"Ja, youtube brauche ich ja regelmäßig."

"Du weißt nicht, wie man googlet (bitte hier eine bebende Stimme vorstellen), du BRAUCHST aber Youtube regelmäßig!?"

"Klar! Um Y-Titty zu schauen!"

Natürlich. Warum frage ich überhaupt...?

Der Kartenpreis ist schnell herausgefunden, ein stolzer Preis, nur ein Konzert, das ich je besucht habe, war teurer und auf dem war ich nicht wegen der Band sondern ausschließlich wegen der weiblichen Begleitung, das zählt also gar nicht so richtig.

Als ich den Kartenpreis übermittele, wird am anderen Ende der Telefonleitung fröhlich gejuchzt und gequiekt und ich habe meine gute Tat des Tages hiermit offiziell getan. Mir wird noch mit auf den Weg gegeben, ich solle mir "Wei-Titti" doch auch mal anschauen, auf Youtube, wo sonst. Das habe ich unterlassen. Comedy in Deutschland ist, abgesehen von Schneider (Helge, nicht Martin) und Nuhr nicht meine Welt. Zu plump, zu gewollt, zu sehr mit dem Kopf durch die Wand. Witz komm raus, du bist umzingelt. Wenn ich Gestalten wie Barth, Schmitz oder Schneider (Martin, nicht Helge) im TV sehe, dann ist mir nicht zum Lachen, eher zum Weinen. Oder zum Erhängen. Damit das Elend ein Ende hat.

Noch schlimmer als die drei oben genannten Knallchargen sind nur noch die unvermeidliche Cindy aus Marzahn, bei der mir außer den Augen auch die Ohren bluten und Kaya Yanar, der König, Kaiser und wegen mir auch Mullah der Liste der nervendsten "Comedians", der seit EWIGkeiten die immer gleichen Witze bringt, die jedes einzelne Mal auf seiner türkischen Herkunft und den damit einhergehenden wohlbekannten Klischees aufbauen, die es bei Normaldenkenden schon seit Jahren nicht mehr gibt. Oder geben sollte. Im Ernst, wenn ich ab und zu aus Versehen in seine dämliche Show rein zappe, dann schau ich mir den Mist zwei Minuten an und kann meist die aufkommende Pointe mitsprechen, weil sie so dermaßen ersichtlich ist. Und weil ich sie seit Jahren kenne. Auch ist es schon lange nicht mehr lustig (falls es das überhaupt mal war), Videos von Omas, die auf dem Gehweg von einem Windstoß umgepustet werden und stürzen, mit künstlichen Lachern hinterlegt im TV zu zeigen, um dann einen dümmlichen (auch schon Jahre alten) Spruch à la "Guckstu, ist Kartoffel, kann nicht laufen, nur rollen!" zu bringen. (Das nur als Beispiel, da ich eben das vor einiger Zeit beim durch die Gegend zappen in betreffender Show sah).

Ist nicht lustig, weisstu? Ist eher peinlich.

Schwör!

Ich habe mir also "Y-Titty" auf Youtube nicht angesehen. Stattdessen scrollte ich auf der Seite des Kartendealers meines Vertrauens ein wenig durch die Gegend und fand exakt ein für mich interessantes Konzert in der Hauptstadt und in näherer Zukunft. Die "Nine Inch Nails". Für nen Fuffi aufwärts.

"Die müssen alle wahnsinnig geworden sein!" murmelte ich entnervt vor mich hin, als mein Blick an einem Bandnamen hängen blieb.

"A day to remember".

Die Band "kenn" ich noch aus "myspace"-Zeiten. Kennt noch jemand "myspace"? Wo Menschen hingebungsvoll jeden Tag stundenlang an der Optik ihres Profils schraubten und mindestens einmal wöchentlich die Top-Ten-Freundesliste änderten, was dann vermutlich immer zu leidigen "Diskussionen" führte?

Das waren noch Zeiten...vor sieben, acht Jahren.

Ich hab zwar weder je groß am Profil geschraubt noch meine Freunde auf einer virtuellen Liste hin und her geschoben, aber ich fand dort mal zufällig eine Band namens "A day to remember". Das war mitten in dieser ekligen Emo-Phase, in der die gesamte Musik der "Szene" exakt gleich klang und die Fans eben dieser "Szene" auch exakt gleich aussahen, das Geschlecht war dabei egal. Alle optisch uniformiert durch schwarze Klamotten, möglichst viel Metall im Gesicht und wenn man so RICHTIG "Emo" sein wollte, dann toupierte man sich die Haare über beide Augen, sodass man auch garantiert nichts mehr sehen konnte und nahm dann einen Blindenstock oder einen Helfer, um das Messer zum Ritzen zu finden, während "My chemical romance" aus den Boxen weinten.

"A day to remember" war damals anders. Gute Musik, Akkustik-Gitarre, bisschen Schlagzeug, guter Gesang, gute Texte mit Aussage. Ich steh zwar zumeist auf Gebretter, aber damit konnte ich was anfangen. Ich hatte einen neuen "myspace-Freund".

Ein Jahr später (müsste 2006 gewesen sein) ging die Band auf Tournee durch Europa und ich bekam auf "myspace" eine Nachricht. Zusammengefasst wurde mir mitgeteilt, dass die Band in ein paar Tagen Auftritte in Berlin und Frankfurt hätte, danach gäbe es zwei freie Tage und an einem von denen würden sie gern in Hamburg spielen, da die Reise von FFM aus Richtung Dänemark ginge. Ich wurde gefragt, ob ich nicht eventuell einen Club wüsste, der Bock auf eine Liveband hat. Clubs kannte ich einige, leider waren aber alle belegt oder hatten kein Interesse. Also traf ich die Band einfach so und wir haben uns ordentlich betrunken. War auch lustig.

Und jetzt steht "A day to remember" also auf der Liste der in nächster Zeit anstehenden berliner Konzerte.

Nix mehr "Hilfe, dürfen wir bitte irgendwo spielen?" wie damals. Stattdessen Columbia-Halle!

Nix mehr Akkustik-Gitarre und gute Texte. Nun gewollter "Boyband-Emo-Popcore" mit einstudierten Moves in den Videos und einer Extraportion Make-Up vorm Auftritt. Aufgestylte Pseudos. "Wir wollen harte Jungs sein und gleichzeitig die Zielgruppe von vierzehn bis achtzehn bedienen." So kommt das rüber. Peinlich! Eklig! Schleimig! Nein, ich verlinke garantiert kein Video von der Scheißmusik!

Eine Karte für das Konzert kostet übrigens ab 29,95€ aufwärts.

Im Normalfall gönne ich Bands, die ganz unten angefangen haben, ihren Erfolg. Das Ding durchziehen, alles auf eine Karte setzen, entweder klappt es oder es klappt nicht. Der eigenen Linie treu bleiben, das ist, was zählt.

Von "Underground" zu "Mainstream" wechseln? Albern. Ätzend. Entweder steh ich hinter dem Ding, das ich grad mache oder eben nicht. Und in dem Fall spiele ich direkt irgendeine verblödete RnB-Scheiße oder rappe darüber, wie ich Nutten im Koksrausch ficke. Damit kommt man in die Top Ten.

Oder eben mit langweilig hingehauenem Mischmasch aus Popmusik und gewolltem aber nicht gekonntem Gebretter. Mehr schlecht als recht vorgetragen und nichtmal ansatzweise gut - aber was soll`s. Dreck verkauft sich halt.

Und solche Spinner haben mal in meiner Bude geknackt...mein Gott, DAS ist mir peinlich.



Zum Fußball-Wochenende:

Null zu sieben? Neeh, aus dem Postleitzahlen-Gebiet kenn ich niemanden.

Bitte was??

Endergebnis? Bundesliga?? Hör auf, du scherzt doch!

War Fußball am Samstag??? Hab ich nich mitgekriegt. Is mir auch egal. Fußball. Pfff.

Ich weiß von nix.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Hurra, noch ein Stöckchen (Zehn Fragen von Karo und den Freaks)

Karo (die mit den Freaks) hat einen Stock gefangen, die Fragen beantwortet, sich zehn neue ausgedacht und dann andere damit beworfen. Mich aber nur indirekt, weil (ich zitiere): "(...)Ich würde außerdem gern ThorgeFährlich bewerfen, aber der hat schon so ein Stöckchen bekommen und war nicht sonderlich angetan. (...)"

Das ist wahr. Vor nicht allzu langer Zeit hat mich ein vom Kiezneurotiker geworfener Stock voll ins Kreuz getroffen und ich habe geantwortet.

Angetan...ach, doch, geht schon. Launeabhängigkeit und so. Klang vielleicht alles etwas motziger als beabsichtigt beim letzten Mal.

Wenn Karo also gern meine Antworten möchte, dann bekommt sie die. Klar doch. Zudem habe ich heut eh verstörend gute Laune und das vollkommen grundlos.

Also, was kost`die Welt. Zweite Runde mit dem Stöckchen!

1. Katze oder Hund?

70% Katze, 30% Hund. Ich bin mit Katzen aufgewachsen, wir hatten immer eine Familienkatze zuhause. Mit der Katze meiner Großeltern bin ich quasi groß geworden. Die war nur ein paar Wochen älter als ich und starb mit 19 Jahren einen Tag, nachdem ich aus dem Heimatdorf weg zum Studieren in die "große Stadt" gezogen war. Eine absolute Tragödie. Das Tier hieß übrigens (und ich SCHWÖRE, dass das wahr ist!) "Muschi"! KEIN Scheiß!! Ich seh meine Omi immer noch irgendwann in den Achtzigern im Garten stehen und laut den Namen der Katze rufen, als Kind denkt man sich ja nix dabei. Oma ruft die Katze, that`s it. Heutzutage?...

Ich bin also absoluter Katzen-Fan, kann leider selber keine aus dem Heim zu mir holen (Whg im dritten Stock und nicht wirklich überzeugt von Wohnungshaltung bei Katzen, Ausnahmen bestätigen in diesem Fall meiner Meinung nach nicht die Regel).

Vor Hunden habe ich oft Respekt, kenne aber einige, die ich auch absolut ins Herz geschlossen habe. Da wären vor allem die Fußhupe meiner Eltern, eine Papillon-Dame namens "Isa" (eigentlich "Isadora von BlaBlaBlubb"...reinrassige Fußhupe), die zwar nichtmal ordentlich bellen kann, sich dafür aber gern mal mit einem Traktor anlegt, weil der ihr "Revier" kreuzt und "Kenzo", der schon ziemlich alte schwarze Retriever einer guten Freundin, der seine Leckerlis und anderes Hundezeug in kleinen Schultertaschen mit "Backbord"-und-"Steuerbord"- Beschriftung darauf selbst durch die Gegend trägt. Ein verdammt cooler Typ!

Trotzdem: Cats win!

2. Wenn dein Leben verfilmt würde, welcher Song dürfte nicht auf dem Soundtrack fehlen?

Puuh. Schwer. Zuviel Auswahl!

Da gibt`s nicht nur einen. Ganz oben auf der Liste steht allerdings mit großem Vorsprung "Creep" von Radiohead.

Ansonsten darf meine absolute Lieblingsband "boysetsfire" nicht fehlen und von den Jungs dann wohl "Rookie" (das verlinkte Video sei bitte entschuldigt, spontan fand ich kein besseres. Und ja, die Festival-Crowd (Vainstream 2013), die da versucht, so etwas wie einen circle pit hinzukriegen...mein Gott. Armselig. Tragisch. Generell, circle pit bei bsf?!?... Aber gut, ich will nicht (mehr) motzen.

Ansonsten sollte auf den Soundtrack gern noch was von Tocotronic (da passt jedes dritte Lied) oder Kettcar ("48 Stunden" oder "Balkon gegenüber").

Zum Abspann entweder das Intro plus den ersten Song vom grandiosen Album "I was here for a moment, then I was gone" von Maybeshewill. Oder irgendwas von Sigur Ros. Sigur Ros geht eigentlich immer.

3. Was war der erste Film, den du im Kino gesehen hast?

Das weiß ich nicht so genau. Ich erinnere mich, mit Daddy in einem Disney-Film gesessen zu haben, weiß aber nicht, welcher das war. Da war ich fünf oder so. Danach war ich ewig lange nicht im Kino, ich mochte Kinos (außer dem 3001 in der Schanze) nie, das hält bis heute an und wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Ich kann die Frage nicht wirklich beantworten.

4. Wovon warst du als Kind fest überzeugt, das sich leider als unwahr erwiesen hat?

Weihnachtsmann und Osterhase, was sonst? Den Osterhasen habe ich sogar mal an mir vorbeihüpfen sehen, allerdings nur als Schatten an der Hauswand. Er hüpfte in meinem Rücken vorbei und als ich mich umdrehte, war er schon weg. Ich war danach echt sauer, weil ich ihn nicht gestellt und meinen Eltern gezeigt hatte, denn die haben nur genickt und "Ach, schade, dass du ihn nicht erwischt hast!" gesagt. Da war ich sechs Jahre alt.

Ansonsten war ich als Kind (und auch als Jugendlicher) fest davon überzeugt, all meine damaligen großartigen Freunde mein Leben lang um mich zu haben. Inzwischen habe ich von den Jungs und Mädels aus dem Kindheits-/Jugend-Freundeskreis zu keinem mehr Kontakt. Das ist ätzend und verdammt traurig.

5. Wie kamst du zum Bloggen?

Vor zwei Jahren habe ich mit dem Schreiben angefangen. Auf "Qype", jetzt "Yelp", das ganze fing besoffenen Koppes in einer dunklen Sofa-Ecke eines Friedrichshainer Pubs an der Wühlischstraße an. Aus mir unbekannten Gründen (und weil ich die Texte vom Underdog/Kiezneurotiker so klasse fand) bin ich dran geblieben und habe weiter dort geschrieben, irgendwann kamen erste Reaktionen, erste "Fans", erste Komplimente...nachdem "Qype" von den Amis übernommen wurde, habe ich (wie einige meiner ehemaligen dortigen Kontakte) mal einfach ohne Plan von irgendwas mit dem Bloggen angefangen. Weg von Bewertungstexten, hin zu einer Art online-"Tagebuch", damit ich den ganzen Mist im Kopf los werde und ab und an dann doch mal ruhig schlafen kann. Und: Es funktioniert! Meistens.

6. Hand auf’s Herz: Wer war dein Teenieschwarm?

Muss ich googlen. Also nicht, wer mein erster Teenie-Schwarm war, sondern wie sie heißt, die Schauspielerin. Die von "Baywatch", nicht Pam Anderson, die andere...(drei Minuten googlen später...)..."Shauni McClain" (gespielt von Erika Eleniak). Meine Güte, fand ich die damals gut!

Der erste reale Schwarm war meine erste "feste" Freundin, eine englische Austauschschülerin namens Amber, die Geschichte lief fast acht Wochen (dann war der Schüler-Austausch beendet) und das war damals mit 14 schon echt lang! Ich hab Amber noch eine lange Zeit nachgehangen.

7. Wann hast du das letzte Mal so sehr gelacht, dass dir der Bauch wehgetan hat?

Montag Abend bei "Circus Halligalli" als "Evil Jared" Hasselhoff beim "Würfel-Dinner" einfach mal quer über den Tisch gereihert hat und das ganze mit "Ich habe ein bisschen gekotzt, aber ich glaube, das hat niemand bemerkt!" kommentierte. Unterschichten-Humor. Ich liebe ihn. Den Humor. Und "Evil Jared".

8. Was war das letzte Konzert, das du besucht hast?

Überraschenderweise das meiner geliebten Jungs von "boysetsfire" am 6.10. in der Markthalle. Traurigerweise war ich in diesem Jahr nur auf drei Konzerten, bei allen dreien war aber Nathan Gray am Mic. Zwei Mal mit "boysetsfire", ein Mal mit "I am heresy", da durfte ich sogar mit"singen"!

9. Hast du schon Vorsätze für das neue Jahr? Wenn ja, welche?

Ehrlich gesagt habe ich noch keine Vorsätze und ich habe von all den Vorsätzen der letzten fünf oder zehn Jahre auch nur einen einzigen eingehalten. Nämlich in 2012 mit dem Rauchen aufzuhören. Da bin ich immer noch ein bisschen stolz drauf. Meinen Vorsatz für 2014 denke ich spontan mir aus, wenn ich kurz vor Mitternacht am 31.12.2013 irgendwo in Berlin mit meinen Freunden auf einem Dach stehe und runter auf die erleuchteten Straßen schaue. Darauf freue ich mich jetzt schon. Da ist die Höhenangst vergessen. Das ist einfach nur gut.

10. Wovor fürchtest du dich am meisten?

Wow, es gibt eine Menge uncooler Dinge. Und ich habe auch die eine oder andere mehr oder weniger ausgeprägte Phobie. Vor Höhe. Vor Spinnen (wobei, das ist eher ein extremer Ekel, keine Angst). Vor Clowns und vor manchen Puppen. Ätzend, wer hat sich sowas ausgedacht??

Meine größte Angst ist allerdings, das ich einen mir nahestehenden Menschen verliere. Das hab ich schon mehrmals durchgemacht und möchte das nie wieder erleben. Es ist grauenvoll. Vollkommen egal, ob Familie oder Freundeskreis. Leider wird es sich wohl kaum verhindern lassen, dass ich so etwas noch ein Mal durchstehen muss. Vor dem Moment in dem ich so eine Nachricht erhalte, habe ich große Angst. Sehr große sogar.



So. Dit war`s.

Das vorgezogene Nikolaus-Stöckchen für Karo.

Auch dieses Mal schmeiße ich das Ding nicht weiter, was Stöckchenschmeißen angeht ist mein Blog ne Sackgasse.

Aber Karo hat das Ding außer (indirekt) zu mir auch zu anderen Bloggern und Bloggerinnen geworfen und ich verlinke die mal einfach blind ohne sie zu kennen. Stichwort Vernetzung. Ist nie verkehrt! Reinlesen werd ich mich in all diese Blogs definitiv mal, wenn ich die Zeit dazu finde.

Außer mir durften folgende BloggerInnen ran:

http://robinsurbanlifestories.wordpress.com/

http://olekrueger.com/

http://iknowiamuglybuticanglowatnight.wordpress.com/ Was für ein Name! Könnte auch die Website einer Emo-Band von 2005 sein! Großartig!

http://nerdbarbie.wordpress.com/

http://juliaschreibtblog.wordpress.com/

http://www.carlasblog.de/

So, Text Ende.

Epilog:

(Hallo Karo mit den Freaks! Ich kann leider auf deinem Blog nicht kommentieren, obwohl ich es oft sehr gern würde. Das finde ich doof, ich bekomme immer Fehlermeldungen. Näher beschrieben hier in den Kommentaren von einem meiner Texte. Keine Eigenwerbung, ich bin nur zu faul und zu müde, um den Text abzutippen. Der Link reicht vermutlich. Vielleicht hast du ja eine Ahnung, was da schief läuft!?)