Montag, 21. Januar 2013

An der Grenze zu Schwabylon...

Belustigt habe ich in den Medien in den letzten Tagen verfolgt, was die "schwäbische Separatistengruppe 'Free Schwabylon'" (Zitat "New York Times" (!)) momentan in Berlin, genauer gesagt im Prenzlauer Berg (wo sonst?), veranstaltet. Das Gebiet rund um den Kollwitzplatz soll zu einem eigenen Stadtteil werden, der dann "Schwabylon" heißen soll, ein wortwitziger Seitenhieb auf den "Schwabenhass" in Berlin, den ein Bloggerfreund wunderbarst in Worte verpackt hat. Notfalls droht man, dieses Unterfangen mit Waffengewalt durchzusetzen. Die Waffen? Spätzle! (Und vermutlich auch der Dialekt, Anmerkung des Autors). Das Ziel des ersten Anschlags? Die Käthe-Kollwitz-Plastik auf dem gleichnamigen Kollwitzplatz im Zentrum des noch fiktiven "Schwabylons". In Libyen fliegen Bomben, in Leverkusen beim Fußball Böller und Bengalos und im Prenzlauer Berg Spätzle...


Ein grauenhafter Anblick, der mir, als jemandem, der Spätzle nicht ausstehen kann, im Herzen und der Magengegend weh tut.

Rund um den Kollwitzplatz soll es also nun entstehen, "Schwabylon", die Separatisten haben da bereits genaue Vorstellungen von den Ausmaßen "ihres" Bezirks.


Natürlich ist das alles nicht ernst gemeint, aber echt, Thierse, da haste ordentlich was losgetreten... Und jetzt rudert er rückwärts, aber es ist zu spät. Die Spätzlekanonen sind geladen...

Direkt an der südlichen Grenze "Schwabylons" in der Metzer Straße gibt es einen Ort, den ich ungern durch Spätzlebeschuss verunstaltet sehen möchte. Die "Rumbalotte continua" oder wie Freunde sie nennen: die "Lotte".


In meinem Berliner Freundeskreis ein beliebter Treffpunkt für gemeinsame Diskussionsrunden, gemeinsame Pokerrunden oder gemeinsame Wodkarunden, wobei letztere zumeist mit den beiden vorherigen Hand in Hand gehen. Einige Gehirnzellen habe ich dort schon gelassen, dafür ein paar blaue Flecke mitgenommen, die der Kollision mit Stühlen, Tischen oder unsicherer Nutzung der paar Treppenstufen zuzuschreiben sind. Früher, als Freund L., noch hinter der Theke nebenjobbte, wurden sich hier diverse Nächte um die Ohren gehauen. In linksalternativem Ambiente, guter Musik lauschend, die von L. geschaffenen Wandmalereien bewundernd, das teils ziemlich skurrile Publikum beobachtend, meist ist es älteren Semesters, häufig entspringt es der literarischen/künstlerischen/althippieesken Ecke und gern sieht es auch mal so aus, als lebe es seit gewisser Zeit in einem Altpapiercontainer um die Ecke. Oder so... Muss man mit klarkommen, schön ist manchmal anders. Aber ich finde es immer wieder äußerst unterhaltsam.

Auch habe ich hier einmal eine Hochzeitsfeier besucht, die des Betreiberpaares (Lyriker Bert Papenfuß und L.'s große Schwester). Es war voll, laut, sehr sehr lustig und ich habe eine Hochzeitstorte mit aufgepinntem Anarchiezeichen gesehen und gegessen, das hat mich sehr beeindruckt.


Ach, liebe "Lotte", was hab ich nicht alles in Deinen Räumlichkeiten erlebt. Ein abgefahrenes Silvesterkonzert, den schlimmsten Shot ALLER Zeiten, zur Räumung des Hauses "Liebig 14" wurde hier in einer stillen Stunde die Idee des "Kofferns" erdacht, glücklicherweise (?) allerdings nie in die Tat umgesetzt und 2010 hatte ich hier das bescheuertste Date der Menschheitsgeschichte. Was ich mir dabei gedacht hab, versteh ich bis heute nicht...

Aber ich bereue keine an die "Lotte" verschenkte Sekunde, es hat sich immer gelohnt. Wird auch weiterhin so sein. "Schwabylon" hin, "Schwabylon" her, ist mir vollkommen latte.

Apropos Latte, das gibts hier nicht. In der "Lotte" kein Latte. Hipsterfreie Zone sozusagen. Und das im Prenzlauer Berg.

Sachen gibts...

2 Kommentare:

  1. Herrlich es gibt eine Kneipe, die nach diesem uralten Witz benannt wurde.

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    1. Und ich muss gestehen, ich kannte den Witz nicht und wurde so bei meinem ersten Besuch in der "Lotte" doch ziemlich zur Lachnummer...

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