2012 war ein langes Jahr, was nicht zuletzt daran liegt, daß es sich um ein Schaltjahr handelte, man hatte also 24 Stunden länger Zeit, sich das Jahr erfolgreich zu vermasseln.
Es gab gute Ideen in 2012, zum Beispiel, den Quatsch mit dem Rauchen sein zu lassen, das war sehr gut! Spontankäufe von Konzertkarten, für die das Geld fehlte, was man konsequent ausblendete, erwiesen sich als teils großartige Ideen, hatten sie doch manch spannende Abende und Nächte zur Folge.
Leider gab es auch einen Haufen schlechter Ideen, zum Beispiel die, am Ostersamstag auszugehen, obwohl am Ostersonntag eine zwölfstündige Schicht anstand, die Chance, rechtzeitig aufzuwachen war gering und Cheffe dementsprechend begeistert - ok, ich mochte den Job eh nicht mehr... Auch die Idee, die Exfreundin nach einer durchfeierten Nacht morgens gegen sechs anzurufen, erwies sich im Nachhinein als keine gute, war ihr neuer Freund doch alles andere als angetan davon und drohte mir ganz gemeine Dinge an. Ich nehme an, mein darauffolgender Lachanfall hat in der Situation eher nicht geholfen...
In den frühen Morgenstunden des 31.12.2012 gegen 1.00 Uhr hatte Kumpel M. die letzte schlechte Idee des Jahres 2012.
U-Bahn-Surfen? Polenböller aus der Hand zünden? Einen neuen Flughafen südlich von Berlin bauen und versprechen, finanziell und zeitlich alle Vorhersagen einhalten zu können?
Ach was, Anfänger! Cheeseburger! Für 1,50€! Vom Döner-Burger-IchKannAllesAberNichtsDavonSchmeckt-Kiosk zu Füßen des Viadukts an der U-Bahn-Station Schönhauser Allee.
Die Speisekarte lies nicht unbedingt gutes erahnen...
Weiß der Geier, wie er auf diese Idee gekommen ist, es war nicht der Alkohol, wohl eher der Übermut, denn es war von Anfang an mehr als offensichtlich, daß das in keiner Weise gutgehen kann. Nach der Ankunft hier, als wir zum Treffen mit Stevenson liefen, machte er sich noch lustig über das klitzekleine Büdchen, jetzt steht er tatsächlich davor und ist im Begriff, zu bestellen. Stevenson, der neben mir ein paar Meter weiter hinten steht, fragt entgeistert "Meint der das ernst??" und ich kann nur mit "Ich befürchte schon..." antworten.
"Hi, drei Cheeseburger möchten wir bitte!" bestellt M. freudig erregt. "Von WIR kann keine Rede sein!" denke ich, aber jetzt ist es eh zu spät. Vor uns an der Reihe ist noch jemand, der einen Döner bestellt hat und der Dönerdealer macht sich am vollkommen verbrannten Spieß zu schaffen.
Hätte er noch fünf Minuten länger gewartet, so hätte er das Ding wohl mit einer Axt bearbeiten müssen, um durch die verbrannte Kruste zu kommen. So "schneidet"...eher "sägt"... er dem armen Menschen vor uns nun das verkohlte ehemalige Dönerfleisch, das inzwischen rein optisch auch gut als Brikettsplitter durchgehen würde, vom Spieß, haut es zusammen mit erstaunlich fit aussehenden Salaten in einen Fladenbrotrest und kassiert frecherweise auch noch dafür. Der Kunde bedankt sich sogar noch. Wahnsinn.
Jetzt sind wir an der Reihe. "Hey! Ich hab Problem!" ruft der Dönerdealer M. zu und redet auf ihn ein. "Ja, neeh, geht schon! Mach mal!" antwortet M., dreht sich weg und kann ein Lachen kaum unterdrücken. "Er sagt, er hat keine Burger-Buns mehr!" - "Und nu?" - "Jetzt nimmt er eben Fladenbrot!" Es wird nicht besser...
Fünf Minuten später bekommen wir das Endprodukt. Den "Cheeseburger".
Zuerst Stevenson, er bekommt seinen in die Hand gedrückt, wirft mir noch einen verzweifelten Blick zu und trollt sich dann ein paar Meter, vermutlich soll M. seine Reaktion nach dem ersten Bissen nicht sehen oder so. Ist ja immerhin eine Einladung und einem geschenkten Gaul...
Mir wird mein "Burger" in die Hand gedrückt und ich bin mir nicht sicher, ob ich lachen oder weinen soll. Entscheide mich dann für Lachen, denn es hat mich ja keinen Cent gekostet.
In der Hand halte ich ein kaltes trockenes Fladenbrot, gefüllt mit Unmengen von Eisbergsalat, einem grad mal so durchgebratenen Fleisch-Pattie (vergleichbar mit dem vom McD-Hamburger), einem Stück billigstem Scheibenkäse aus dem Zehnerpack vom Discounter, das nicht ansatzweise geschmolzen/verlaufen ist, dazu ein bisschen Ketchup und die traurigen Reste einer Tomate. Ok, hat nur 1,50 gekostet...aber im Ernst, wer will sowas essen??
Kumpel M. will!
Er haut sich sein Exemplar rein, als wäre es Kobe-Rind und als ich ihm eher aus Spaß mein angebissenes Burgerplagiat, mit dem ich nach dem dritten Bissen abgeschlossen habe, anbiete, schlemmt er das auch noch weg, verkündet sogar mehrmals "Ach kommt, so schlimm ist das echt nicht!!", während Stevenson, der Eisenmagen, bereits nach dem zweiten Bissen kapituliert hat und anfragte, die Reste entsorgen zu dürfen - fachgerecht auf dem nahegelegensten Fahrradsattel. M. scheints echt geschmeckt zu haben, Stevenson und ich sind fassungslos.
Ein kulinarischer Alptraum, ich fress wirklich viel Mist und kann einiges ab und Stevenson hat sich auch nicht umsonst in gewissen Kreisen den Namen "Fressmasochist" erarbeitet....wenn DER dann sagt, daß das Ding das Schlimmste war, was er je gegessen hat...ich lass die Aussage mal einfach so stehen. Spricht für sich. Ein Grauen...was war ich froh über das Wegbier auf der Heimfahrt...
Trotzdem wars aber lustig, irgendwann werd ich erfahren, was M. zu dieser Wahnsinnstat getrieben hat. Und zumindest war die letzte schlechte Idee im Jahr 2012 gut gemeint...und wir haben sie alle überlebt.
Und dann kam Silvester...
Äch...widerlich....
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