"Tür Schloß kaputt! Stein liegen lassen! Hausmeister!"
Das steht in krakeliger Handschrift auf einem Zettel, der laminiert seit Samstag auf der Schwelle der Haustür meines Wohnhauses liegt.
Und zwar beschwert von einem handelsüblichen Pflasterstein von der Sorte, die man sonst auf Demos fliegend antrifft. Gleichermaßen dient der Pflasterstein in diesem Moment als Türstopper, denn sollte die Tür ins Schloß fallen, dann kommt keiner mehr von draußen rein.
Denn "Tür Schloß kaputt!"
Und es steht da ja auch in ausdrücklicher Form handschriftlich auf dem DinA4-Zettel.
"Stein BITTE liegen lassen, danke! Der Hausmeister" wäre auch zuviel verlangt, Höflichkeit, was soll das denn, ist ja keine verkackte wild durcheinander vögelnde Hippie-Kommune hier, ist n Klinkerbau in nem ehemaligen Arbeiterviertel Hamburgs und da ist der Hausmeister der, der das Sagen hat!
Ich würd solche Frechheit ja fast akzeptieren oder zumindest darüber hinweg sehen, wenn der kleine dickliche Mann, der meiner Begleitung bei der Schlüsselübergabe damals so dermaßen offensichtlich auf den Po starrte und es grad eben noch schaffte, ein Sabbern zu unterdrücken, daß selbst die Maklerin peinlich berührt errötete und meine Begleitung in ein anderes Zimmer bat ("Die Männer kriegen das allein hin!" plus verlegenes Kichern)...ja, ich könnt das ignorieren und zwar, wenn der Mann zumindest in Notfällen seinem Job nachgehen würde.
Aber das tut er nicht.
Ich hab ihn erst zwei Mal kontaktiert seit meinem Einzug in dieses Irrenhaus.
Einmal ging es an einem Sonntag Nachmittag um eine zu erneuernde Sicherung (noch die alten aus Porzellan, keine Umlegschalter, ist n altes Haus), eine war nämlich durchgebrannt und legte nun die komplette Küche lahm, meine TK-Truhe taute vor sich hin und bewässerte fröhlich den Raum und dem Kühlschrankinhalt konnte man beim Verderben zusehen. Nachbarn konnten nicht helfen, doof wie ich bin, hatte ich auch selbst keinen Ersatz parat, also rief ich den angeblichen Retter in der Not an.
Kommentar meines "Hausmeisters" am Telefon war: "In zwei Stunden ist die Formel 1 fertig, danach komm ich dann mal vorbei!"
Tat er nie. Rief auch nie zurück. Bei späterer Ansprache auf das Thema wusste er von nichts.
Auf der Suche nach einer passenden Sicherung bin ich in der Parallelstraße Stunden später fündig geworden.
Der zweite Notruf ging ums Schlaf-/Wohnzimmerfenster. Denn das fiel mir entgegen, als ich von "auf Kippe" zu "geschlossen" wechseln wollte. Nicht komplett, die untere Schraube hielt es noch und ich konnte es im Kipp-Modus wieder "befestigen", nur stand es unten rechts nach innen in den Raum ab, ein paar Zentimeter "nur", weit genug aber, um Kälte, Regen, Wind und Viehzeugs Einlass zu gewähren.
Ums kurz zu machen: Im Spätherbst, allerdings auch generell ein untragbarer Zustand. (Und wie sowas überhaupt passieren kann...das Argument "Ist n altes Haus" passt da nicht mehr. Fenster fällt einfach so aus dem Rahmen, wär's mir nicht fast auf den Schädel gefallen, würd ich das gar nicht glauben.)
Mein "Hausmeister" reagierte schwer bestürzt. Ob alles ok sei wollte er wissen. Und direkt am nächsten Morgen seien Handwerker da und brächten das in Ordnung.
Das hat er mir bei den folgenden Anrufen an den beiden Tagen darauf auch erzählt, ich habe das Fenster (ich hatte es inzwischen mit diversen Lagen Frischhaltefolie und Klebeband zumindest abgedichtet) dann zunächst auf eigene Rechnung reparieren lassen und die Rechnung dann an meinen Vermieter geschickt - der dann fragte, warum ich nicht den Hausmeister kontaktiert hätte... Ein Teufelskreis. Zumindest wurde gezahlt.
Und jetzt liegt also seit Samstag ein Ziegelstein als Türstopper in der Haustür, der Pseudo-Hausmeister war schon da, hat aber außer nem krakeligen handgeschriebenen Schildchen, das dazu auch im Imperativ und in schlimmer Grammatik verfasst ist, sonst nix geschafft. Mich wundert das nicht. Allein, das er die paar Worte geschrieben hat, es grenzt an ein Wunder.
Er hat was GETAN!! Mit seinen eigenen Händen, ich werd bekloppt!
Aber im Ernst, dafür zahl ich?
Die Haustür steht offen, letztes Mal, als das so war, wurden aus den Kellerräumen diverse Fahrräder und Zubehör gestohlen und ich hatte die Zeugen Jehovas und die GEZ vor der Tür stehen. Ich hab in meiner Freizeit echt Besseres zu tun!
Ein anderes Mal, als die Haustür offen stand, hat sich ein Obdachloser im Keller einquartiert. Und seine Geschäfte da verichtet. "Geschäfte"...
Die Säuberung der Keller-Räume wurde anteilsmäßig auf alle Bewohner umgelegt bei der nächsten Miete.
Ich habe also mehr Miete gezahlt, weil ein angeblicher Hausmeister, dessen Lohn ich per Miete ebenfalls mitfinanziere, seinen Job nicht macht. Und meine Nachbarn unten, die ein Kellerabteil haben, haben dazu noch den Verlust von Wertgegenständen zu beklagen. Zahlten also für Wiederbeschaffung NOCH mal drauf. Es ist purer Wahnsinn.
In meinem letzten Job war es so: Bau ein Mal Scheiße und du wirst abgemahnt. Bau zwei Mal Scheiße und du bist raus.
Mein Hausmeister-Plagiat umgeht das Problem elegant - er tut einfach gar nichts.
Und behält so seinen Job.
Wer nichts macht, kann nichts falsch machen.
Es ist manchmal so einfach!
(Da ich auf den Mist keinen Bock mehr habe, unternehm ich jetzt was dagegen. Werd die Nachbarn ansprechen. Antreiben. Aufhetzen! Riot riot upstart!!
(Agnostic Front http://m.youtube.com/watch?v=NwsB1VP6mVs )
Let's go!)
Was sagt der Vermieter dazu? So kenne ich Hausmeister zum Glück gar nicht. Das einzige eigenartige, was unser Hausmeister mal vollbracht hat, war, mein Fahrrad zu verschenken.... Es war von Dieben geklaut und direkt wieder weggeworfen worden, in die Grünanlage des Hauses. Dort hat es der Hausmeister gefunden und es einer Nachbarin geschenkt. Die war gerade eifrig am Fahrradputzen, als ich vorbeikam auf der Suche nach meinem Rad...
AntwortenLöschenDer Vermieter bzw die zuständige hausverwaltende Firma ist/sind ähnlich unfähig. Anrufe oder Schreiben werden (wenn überhaupt) unzureichend beantwortet, erreichbar ist dort eh nie jemand, ein Sauhaufen sondergleichen.
AntwortenLöschenDas Highlight bisher war, als 2009 die alten Nachtspeicheröfen durch ein neues Heizungssystem ersetzt wurden. Da kam dann eine Firma, montierte alles ab, bohrte Löcher für Rohrleitungen etc - und verschwand wieder. Auf Nachfrage erfuhr ich dann, daß die Leitungsfirma erst Tage später kommen würde. Ich hatte also vier Tage lang auf Kniehöhe ein 2€-großes Loch in der Wand zwischen Bad und Treppenhaus. Auf Anfrage, was das denn jetzt schon wieder solle, kam keine Erklärung, allerdings eine Mietkürzung für drei Monate. Es ist echt wie im Irrenhaus hier!
Deine Story mit dem Rad ist aber ja auch ein Knaller, hast Du es zumindest zurück bekommen?
Zur offenstehenden Haustür gibt's ein Update. Irgendein findiger Nachbar hat sie mithilfe von Pflastern so manipuliert, daß sie nun schließt aber nicht ABschließt. So sieht nun zumindest nicht mehr jeder, der vorbei läuft, daß Eintritt problemlos möglich ist und ich muss nicht die Nachbarschaft aus dem Bett klingeln, wenn ich nachts heim komme und irgendwer mal wieder den Türstoppstein entfernt hat, sodaß ich fluchend vor verschlossener Türe stehe.
LöschenEin Hoch auf den Nachbarn mit der guten Idee! Da hätt ich mal selbst drauf kommen können...
Bin gespannt, wie lange das nun der Status Quo ist...
Die Idee mit dem Pflaster ist super. Ansonsten scheint die Hausverwaltung ja sehr seltsam zu sein. Ein Loch zwischen Treppenhaus und Bad? Kann man immer rausgucken (aber die anderen auch rein).
LöschenJa, mein Rad habe ich zurückbekommen. Die Frau war ziemlich enttäuscht, das Geschenk wieder hergeben zu müssen und der Hausmeister hat sich bei mir entschuldigt.
Ich hab mich schepp gelacht. Vielleicht solltest du dir wirklich mal einen neuen Hausmeister holen. Oder eine Firma, die für dich das übernimmt. Bei uns haben wir seitdem der letzte Weg ist eine Firma unter Vertrag. Nennt sich "Krüger & Krüger" - gebauedereinigung.net
AntwortenLöschenHallo Georg :)
AntwortenLöschenWenn ich allein einen Hausmeister-Wechsel durchdrücken könnte - ich hätte es schon lange getan! Leider bin ich aber nur ein popeliger Mieter in einem Mietshaus mit zwölf Wohnungen und meine Nachbarschaft ist einfach nicht auf einen Nenner zu bringen, was solche "gemeinsamen Aktionen" betrifft. Da sind u.a. auch persönliche Freunde des Vermieterpaares dabei etc...
Den von Dir genannten Link schau ich mir natürlich gern an und behalt ihn definitiv auch im Hinterkopf, vielleicht kann ich den nochmal brauchen! Danke für den Hinweis! :)
Seit ein paar Wochen haben wir nun übrigens ein ganz neues Schloß in der Haustür, es blitzt und blinkt, einen ebenso glänzenden neuen Schlüssel habe ich nun auch am Bund - die Tür ließ sich trotzdem noch problemlos von außen öffnen, das ganze neue Zeugs war also sinnlos. Und wieder habe ich einen Brief geschrieben und siehe da - es wurde was getan! Ein Wunder! Als ich nach einem Wochenende auswärts wieder heim kam, bin ich mit der Nase voll vor die Tür gerannt, da ich sie wie sonst auch mit der Hand einfach aufdrücken wollte. Peng. Muss albern ausgesehen haben und tat weh.
Aber zumindest kommt nicht mehr jeder Hampelmann ins Treppenhaus ;) Gruß aus Barmbek-Nord!