Freitag, 2. November 2012

Die Sache mit Berlin und dem Döner.

 In Berlin gibts den besten Döner.

Is so.

Besser als in Hamburg.

Is Fakt.

Döner in Berlin ist um Welten besser als Döner in Hamburg. Döner in HH vs. Döner in B ist, als wenn der der SV Meppen, bei dem ich als kleiner Dötz in der Fankurve stand, damals noch im Trikot des einzigen mir bekannten Menschen mit drei Y im Nachnamen, Marko Myyry, der kleine Mann war Kult und die ganze Region Emsland hat ihn geliebt, gegen die Bayern spielt... Döner in Berlin versus Döner in Hamburg ist ergo wie Champions-League gegen Regionalliga. Es kann nur einen Sieger geben.

Zurück zum Thema.

Döner in Berlin versus Döner in Hamburg ist also, so meine These, eine eindeutige Sache.

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Der Berliner Döner ist der beste! Mit Abstand.

Aber überall in Berlin?

Nein!

Ein kleines Lädchen an der Zossener Straße in Kreuzberg bleibt tapfer standhaft und hält die Fahne der Bastion des schlechten Geschmacks, der minderen Qualität und des (für Berliner Verhältnisse) vollkommen übertriebenen Preises wacker oben, immer im Wind, stets bereit, zur Tat zu schreiten, sollte sich Kundschaft hierher verirren, entschlossenen Blickes wird das Backgammonspiel auf dem Tischchen vor dem Laden unterbrochen und der Kundschaft (mir) grimmigen Blickes in den Laden gefolgt, auf ins Gefecht, auf der einen Seite er, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Unmögliche möglich zu machen, nämlich seinen unterirdischen Döner zu sagenhaften Preisen unters darbende Volk zu werfen, hier, in Kreuzberg, wo man doch eigentlich weiß, was ein guter Döner ist. Auf der anderen Seite ich, der Kunde, der noch gar nicht ahnt, in welcher Gefahr er (lies: Geschmacksrezeptoren und Verdauungstrakt) sich befindet.

Das Brot ist Standard. Nix dolles, aber es schmeckt. Getoastetes Fladenbrot eben. Kann man kaum was falsch machen.

Das Fleisch ist vermutlich das übelste, was ich bisher in einem Döner entdeckt habe. Es ist trocken und doch schwimmt es zugleich im Fett. Theoretisch ist das eigentlich gar nicht machbar, hier wirds in Vollendung praktiziert.

Chapeau! Ist auch ne Kunst!



Dazu ist es knorpelig, kaut sich in etwa wie Gummi und ist an manchen Stellen heiß, an anderen bereits vollkommen erkaltet. Faszinierend eigentlich. Aber mein Essen soll mich nicht faszinieren, es soll mir schmecken.

Der Salat, den ich eigentlich abgesehen von Zwiebeln gar nicht haben wollte, er wurde ohne nachzufragen wort-und-lieblos ins Fladenbrot gefeuert und bei einem Blick auf die Miene des Döner-Dealers verließ mich auch spontan jedwede Lust auf Intervention - wohlmöglich wäre ich sonst selbst dort am Spieß gelandet. Der Salat hatte auch seine (ich nenne es mal vorsichtig) "Ecken und Kanten". Die Zwiebeln sind frisch, sehen so aus, schmecken auch so. Es soll das einzig positive bleiben. Der Krautsalat schlüpft so grad noch unter der sich schließenden Schranke des guten Geschmacks durch, geht aber um Längen besser, natürlich, denn es handelt sich hier, natürlich, um schnöden Krautsalat aus der Discounter-Plastikdose. Natürlich. Übrig bleiben ein Rotkohl, der so trocken ist, als läg er schon ne lange Weile in der Gegend rum, von Feuchtigkeit keine Spur, vermutlich kann man damit einen Kamin befeuern, und grobgeschnittene, eher gehäckselte Gurkenstücke, die auch keinen allzu fitten Eindruck mehr auf mich machen.Vertrocknet, verschrumpelt, in sich zusammen geschrumpft, so "angeschnittene Salatgurke nach drei einsamen Tagen im Kühlschrank"-Style. Eklig. Widerlich. Ungenießbar. Natürlich.

Ich habe Kräutersauce geordert, ich hatte ansonsten nur noch Reste von Knoblauchsoße zur Wahl, die sich allerdings schon verfärbten... Ich war Zeuge, wie irgendetwas auf die Innenseiten des Brotes geschmiert wurde. In rauen Mengen. Es sah aus wie Kräutersauce. Oder von mir aus wie Remoulade. Geschmeckt hat es nach...GAR nichts. Nada de nada. Niente. Ingenting. Niets. Und weils grad so lustig ist nochmal auf Esperanto: Nenio!  Es war was da, eine ganze Menge Etwas sogar, optisch sprang es einem weiß/gelblich mit Kräuter(?)stückchen unterlegt ins Auge, geschmacklich sprang da gar nichts. Außer nach relativ kurzer Zeit meine rebellierende Magenschleimhaut. Auf einer Mitfahrgelegenheitsrückbank irgendwo in Brandenburg auf der Überholspur der A24 zurück in die Provinzstadt an der Elbe.

Ich bin Hamburger. Ich kaufe oft schlimmen Döner für viel zu viel Geld, in Hamburg gehts einfach nicht anders. Es gibt Ausnahmen, aber der Hamburger Durchschnittsdöner muss sich gegenüber seiner Hauptstadtkonkurrenz in Grund und Boden schämen. In Berlin gibt es tollen Döner zu Preisen, bei denen ich zuallererst nach einer versteckten Kamera suche. Oder darauf warte, daß der nette Mensch hinter der Theke einen Lachanfall beklommt, sich auf die Schenkel klopft und "Alter, nein Mann, ich hab dich verarscht Lan! Natürlich gibts den nicht für Zweieurofünfzich, du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann, oder was??" Passiert aber nie. Hab in Kreuzberg schon Döner für 1,50€ gegessen und die waren besser, als so manches 4plus-Euro-Teil hier auf dem Hamburger Dorf.

Hier kostet der Mini-Döner (für den ich mich entschieden habe, Glück im Unglück quasi) 2,50€ und der normale 3,50€. In Berlin. In Kreuzberg. Und wieder erwische ich mich, wie ich die mit siffige Decke nach einer Kamera absuche und warte darauf, das der ältere beschnauzbartete Mensch hinterm Thresen seine Mimik von "Silence! I kill you!" in oben beschriebenes Szenario wechselt. Und wieder passiert es nicht. Die meinen die Preise hier todernst.

Für Berlin ein Witz, ein schlechter. Wenns denn wenigstens Qualität dafür gäbe, dann würd ja zumindest ich hier nicht fassungslos auf die Preistafel schauen. Aber die gibts ja nicht. Es gibt hier nur völlig überteuerten Dreck im Standard-IchBinNichtsBesonderes,FickDich-Fladenbrot. Mit frischen Zwiebeln.

Hier zu bestellen war ein fataler Fehler.

Am Marheinekeplatz ist es voll, rappelvoll an diesem Sonntag Nachmittag, da tobt das Leben, Flohmarkt, Familienpicknicks, Jugendgruppenbesäufnisse, Rentner führen ihre Teckel Gassi, Leichtbekleidete liegen in der Sonne und werden rot, gefühlt halb fucking Kreuzberg ist am Start, die Luft brennt, alle sind hier, alle!


Der Dönerladen des Grauens ist auch hier. Am Marheinekeplatz.

Und er ist leer. Menschenleer. Links liegen gelassen. Da ist niemand! Nur ich. Um da zu essen.

Fehler. Anfängerfehler.

Ich hätte es wissen müssen...

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