Sonntag, 8. Dezember 2013

Über deutsche Comedians, Emo-Bands und ein 0-7.

Eine gute Freundin bat mich, für sie den Eintrittspreis eines Auftrittes von "Y-Titty" im ASTRA-Kulturhaus in Berlin zu eruieren, da sie dazu scheinbar nicht selbst in der Lage ist. Ich musste ihr auch schon erklären, wie man googlet, offensichtlich bin ich bei der Mission aber gescheitert. Ansonsten hätte ich nicht nach Preisen für Auftritte von "Y-Titty" in der Hauptstadt suchen müssen.

Und überhaupt...

"Bitte wer? Titten?!?"

"Nein. Y-Titty. Wei-Titti! Die machen Comedy! Auf youtube!"

"Ach, youtube kennste, aber mit Google kannste nicht umgehen?"

"Ja, youtube brauche ich ja regelmäßig."

"Du weißt nicht, wie man googlet (bitte hier eine bebende Stimme vorstellen), du BRAUCHST aber Youtube regelmäßig!?"

"Klar! Um Y-Titty zu schauen!"

Natürlich. Warum frage ich überhaupt...?

Der Kartenpreis ist schnell herausgefunden, ein stolzer Preis, nur ein Konzert, das ich je besucht habe, war teurer und auf dem war ich nicht wegen der Band sondern ausschließlich wegen der weiblichen Begleitung, das zählt also gar nicht so richtig.

Als ich den Kartenpreis übermittele, wird am anderen Ende der Telefonleitung fröhlich gejuchzt und gequiekt und ich habe meine gute Tat des Tages hiermit offiziell getan. Mir wird noch mit auf den Weg gegeben, ich solle mir "Wei-Titti" doch auch mal anschauen, auf Youtube, wo sonst. Das habe ich unterlassen. Comedy in Deutschland ist, abgesehen von Schneider (Helge, nicht Martin) und Nuhr nicht meine Welt. Zu plump, zu gewollt, zu sehr mit dem Kopf durch die Wand. Witz komm raus, du bist umzingelt. Wenn ich Gestalten wie Barth, Schmitz oder Schneider (Martin, nicht Helge) im TV sehe, dann ist mir nicht zum Lachen, eher zum Weinen. Oder zum Erhängen. Damit das Elend ein Ende hat.

Noch schlimmer als die drei oben genannten Knallchargen sind nur noch die unvermeidliche Cindy aus Marzahn, bei der mir außer den Augen auch die Ohren bluten und Kaya Yanar, der König, Kaiser und wegen mir auch Mullah der Liste der nervendsten "Comedians", der seit EWIGkeiten die immer gleichen Witze bringt, die jedes einzelne Mal auf seiner türkischen Herkunft und den damit einhergehenden wohlbekannten Klischees aufbauen, die es bei Normaldenkenden schon seit Jahren nicht mehr gibt. Oder geben sollte. Im Ernst, wenn ich ab und zu aus Versehen in seine dämliche Show rein zappe, dann schau ich mir den Mist zwei Minuten an und kann meist die aufkommende Pointe mitsprechen, weil sie so dermaßen ersichtlich ist. Und weil ich sie seit Jahren kenne. Auch ist es schon lange nicht mehr lustig (falls es das überhaupt mal war), Videos von Omas, die auf dem Gehweg von einem Windstoß umgepustet werden und stürzen, mit künstlichen Lachern hinterlegt im TV zu zeigen, um dann einen dümmlichen (auch schon Jahre alten) Spruch à la "Guckstu, ist Kartoffel, kann nicht laufen, nur rollen!" zu bringen. (Das nur als Beispiel, da ich eben das vor einiger Zeit beim durch die Gegend zappen in betreffender Show sah).

Ist nicht lustig, weisstu? Ist eher peinlich.

Schwör!

Ich habe mir also "Y-Titty" auf Youtube nicht angesehen. Stattdessen scrollte ich auf der Seite des Kartendealers meines Vertrauens ein wenig durch die Gegend und fand exakt ein für mich interessantes Konzert in der Hauptstadt und in näherer Zukunft. Die "Nine Inch Nails". Für nen Fuffi aufwärts.

"Die müssen alle wahnsinnig geworden sein!" murmelte ich entnervt vor mich hin, als mein Blick an einem Bandnamen hängen blieb.

"A day to remember".

Die Band "kenn" ich noch aus "myspace"-Zeiten. Kennt noch jemand "myspace"? Wo Menschen hingebungsvoll jeden Tag stundenlang an der Optik ihres Profils schraubten und mindestens einmal wöchentlich die Top-Ten-Freundesliste änderten, was dann vermutlich immer zu leidigen "Diskussionen" führte?

Das waren noch Zeiten...vor sieben, acht Jahren.

Ich hab zwar weder je groß am Profil geschraubt noch meine Freunde auf einer virtuellen Liste hin und her geschoben, aber ich fand dort mal zufällig eine Band namens "A day to remember". Das war mitten in dieser ekligen Emo-Phase, in der die gesamte Musik der "Szene" exakt gleich klang und die Fans eben dieser "Szene" auch exakt gleich aussahen, das Geschlecht war dabei egal. Alle optisch uniformiert durch schwarze Klamotten, möglichst viel Metall im Gesicht und wenn man so RICHTIG "Emo" sein wollte, dann toupierte man sich die Haare über beide Augen, sodass man auch garantiert nichts mehr sehen konnte und nahm dann einen Blindenstock oder einen Helfer, um das Messer zum Ritzen zu finden, während "My chemical romance" aus den Boxen weinten.

"A day to remember" war damals anders. Gute Musik, Akkustik-Gitarre, bisschen Schlagzeug, guter Gesang, gute Texte mit Aussage. Ich steh zwar zumeist auf Gebretter, aber damit konnte ich was anfangen. Ich hatte einen neuen "myspace-Freund".

Ein Jahr später (müsste 2006 gewesen sein) ging die Band auf Tournee durch Europa und ich bekam auf "myspace" eine Nachricht. Zusammengefasst wurde mir mitgeteilt, dass die Band in ein paar Tagen Auftritte in Berlin und Frankfurt hätte, danach gäbe es zwei freie Tage und an einem von denen würden sie gern in Hamburg spielen, da die Reise von FFM aus Richtung Dänemark ginge. Ich wurde gefragt, ob ich nicht eventuell einen Club wüsste, der Bock auf eine Liveband hat. Clubs kannte ich einige, leider waren aber alle belegt oder hatten kein Interesse. Also traf ich die Band einfach so und wir haben uns ordentlich betrunken. War auch lustig.

Und jetzt steht "A day to remember" also auf der Liste der in nächster Zeit anstehenden berliner Konzerte.

Nix mehr "Hilfe, dürfen wir bitte irgendwo spielen?" wie damals. Stattdessen Columbia-Halle!

Nix mehr Akkustik-Gitarre und gute Texte. Nun gewollter "Boyband-Emo-Popcore" mit einstudierten Moves in den Videos und einer Extraportion Make-Up vorm Auftritt. Aufgestylte Pseudos. "Wir wollen harte Jungs sein und gleichzeitig die Zielgruppe von vierzehn bis achtzehn bedienen." So kommt das rüber. Peinlich! Eklig! Schleimig! Nein, ich verlinke garantiert kein Video von der Scheißmusik!

Eine Karte für das Konzert kostet übrigens ab 29,95€ aufwärts.

Im Normalfall gönne ich Bands, die ganz unten angefangen haben, ihren Erfolg. Das Ding durchziehen, alles auf eine Karte setzen, entweder klappt es oder es klappt nicht. Der eigenen Linie treu bleiben, das ist, was zählt.

Von "Underground" zu "Mainstream" wechseln? Albern. Ätzend. Entweder steh ich hinter dem Ding, das ich grad mache oder eben nicht. Und in dem Fall spiele ich direkt irgendeine verblödete RnB-Scheiße oder rappe darüber, wie ich Nutten im Koksrausch ficke. Damit kommt man in die Top Ten.

Oder eben mit langweilig hingehauenem Mischmasch aus Popmusik und gewolltem aber nicht gekonntem Gebretter. Mehr schlecht als recht vorgetragen und nichtmal ansatzweise gut - aber was soll`s. Dreck verkauft sich halt.

Und solche Spinner haben mal in meiner Bude geknackt...mein Gott, DAS ist mir peinlich.



Zum Fußball-Wochenende:

Null zu sieben? Neeh, aus dem Postleitzahlen-Gebiet kenn ich niemanden.

Bitte was??

Endergebnis? Bundesliga?? Hör auf, du scherzt doch!

War Fußball am Samstag??? Hab ich nich mitgekriegt. Is mir auch egal. Fußball. Pfff.

Ich weiß von nix.

7 Kommentare:

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    1. Lustig ist, dass ich mit dem Text ursprünglich ganz woanders hin wollte. Aber irgendwie ist das Ding dann aus dem Ruder gelaufen. Eigendynamik und so. Passt schon.

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  2. Wie man Youtube benutzen kann und es gleichzeitig nicht schafft (schaffen will?) zu googlen, will mir nicht in den Kopf. Andererseits, wer freiwillig Y-Titty kuckt. Ich habe den Fehler gemacht, mir das auf Youtube mal anzusehen, da kriegt man Hirnbluten von. Finger weg!

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    1. Ich verstehe die Google-Problematik auch nicht wirklich. Ich kenne aber tatsächlich neben besagter Freundin noch zwei weitere Menschen, die da echt so ihre Sorgen haben (während FB oder Youporn mit Leichtigkeit gehandlet werden).

      Danke für die Vorwarnung betreffs "Y-Titti", mir war die Truppe komplett unbekannt, ist sie auch immer noch, ich habe nur kurz bei Wikipedia nachgelesen, um was es da geht. Von einem Selbstversuch werde ich dann mal absehen, neben blutenden Augen und Ohren auch noch ein blutendes Hirn? Da verzichte ich lieber...

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  3. Nuhr hat auch sehr nachgelassen. Hatte das Methode, das Kabarett außen vor zu lassen (Schramm z.B.)?

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    1. Stimmt, Nuhr war früher durchaus schon besser/hatte mehr Biss/wie auch immer man es formulieren möchte. Ich kann allerdings relativ häufig zumindest noch über ihn schmunzeln, das passiert mir ansonsten nicht allzu oft.

      Kabarett etc hatte ich tatsächlich beabsichtigt außen vor gelassen, ich unterscheide durchaus zwischen "Kabarett" und "Comedy". Das ist vermutlich Ansichtssache... - was G. Schramm im Speziellen angeht, so muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich nur SEHR wenige Auftritte von ihm kenne. Das sollte (und werde!) ich dringlichst ändern!

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  4. Hagen Rether!

    Mein persönlicher Favorit! Vor allem wenn man ihn und seine Art nicht kennt

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