Dienstag, 13. August 2013

Einer weniger...

Seit Tagen war er mir ein Dorn im Auge, ein dicker fetter brauner Dorn.

Ein NPD-Aufkleber. An der Wand neben der Rolltreppe hoch zum Gleis zu meiner U3 am Barmbeker Bahnhof. Mit einem Reim darauf, den ich hier nicht zitieren werde, weil ich nicht den Idiotenhaufen NPD zitieren will.

Tagtäglich transportierte mich die Rolltreppe daran vorbei.

Tagtäglich ärgerte ich mich. Der Scheiß-Sticker war gut gemacht, wie Nazi-Dreck halt gut gemacht sein kann. Der Reim blieb im Gedächtnis, blieb hängen, jeder Werbefutzi wäre froh darüber gewesen und ich hätte dazu gratuliert, wären es nicht die braunen Spinner gewesen, die sich den Spruch ausgedacht hatten.

Tagtäglich ärgerte mich, das die Nazibratzen soviel Resthirn oder einfach nur Glück hatten, den Sticker nicht an die gegenüberliegende Wand zu pappen, von der man ihn im Handumdrehen, im Vorbeigehen, mit erhobenem rechten Arm, haha, hätte abreißen können, nein, sie waren so "klug", ihren Scheiß an die Seite mit der Rolltreppe zu kleben, wo mensch nur hilflos vorbeirollert, es sei denn, man läuft entgegen der Rolltreppenrichtung rückwärts, um mehr oder weniger an Ort und Stelle zu bleiben und nestelt dabei noch seitlich am unsagbaren Aufkleber herum.

Denn der musste weg.

Dieser Balance-Akt ist aber schwerlich machbar. Ich habe ihn probiert. Es sah albern aus und fast wäre ich gestürzt. Ich habe nur einen kleinen Fitzel des Stickers zu fassen bekommen und habe mich tierisch aufgeregt, über Rolltreppen, meine nicht vorhandene Fähigkeit, unfallfrei auf der gleichen Stelle rückwärts zu laufen und Deppenvolk, das solche elenden Aufkleber überhaupt erst in die Landschaft klebt.

Gestern Abend um sehr spät nachts hatte ich dann die Schnauze voll und habe, da ich allein auf der Treppe war und auch sonst niemanden sah, der in naher Zukunft hoch auf den Bahnsteig wollte, den "Not-Aus"-Schalter gedrückt.

Der uniformierte Security-Mensch in den 50ern, der daraufhin angerannt kam, schaute nur kurz, nickte mir zu, sagte "Endlich kümmert sich mal einer. Ich selber darf ja nicht." und als ich damit fertig war, den in schwarz/weiß/rot gehaltenen Scheiß zu entfernen, bot er mir eine Selbstgedrehte an, krempelte den Uniform-Ärmel hoch, deutete auf ein Tattoo am Unterarm, das an das "Good night white pride"-Logo" angelehnt war und grinste.

"Chef will sicher wissen, was los war" sagt er und zwinkert dabei. "Ich sag ihm, da war braunes Zeug im Weg und das musste weg!"

Da hat er Recht, der gute Mann.

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