Dienstag, 14. April 2015

Mitgehört (6): Punx not dead

Auf dem Gehweg an der Reeperbahn hat es sich eine Gruppe Punks bequem gemacht.

Sie sitzen oder liegen entspannt herum, ab und an wird an der Billigbierdose genippt oder mal ganz beiläufig ein Vorbeilaufender angeschnorrt.

Man muss entweder - wenn grad kein Auto kommt - auf die Fahrbahn  ausweichen und läuft so außen um die Gruppe herum oder man läuft mitten hindurch und umkurvt die herumchillenden möglichst elegant wie Slalomstangen.

Ein Bodybuildertyp in klischeehafter Klamotte, die ihm fast vom Körper platzt, hat darauf keine Lust. Er pflügt einfach durch die Gruppe hindurch, seine solariensonnensüchtige Freundin hat er dabei fest im Griff und zerrt sie hinter sich her.

Während er eine Schneise durch die Herumsitzenden schlägt, tritt er wohl im Vorbeilaufen einem von ihnen mehr oder weniger versehentlich gegen das Bein und sein Opfer, ein junger Typ von vielleicht sechzehn Jahren mit grüngefärbtem Iro und SLIME-Shirt windet sich daraufhin so theatralisch auf dem Boden wie Pippo Inzaghi es seinerzeit regelmäßig und mit viel Erfolg im Strafraum des jeweiligen Gegners tat.

"Eyh, das war Absicht! Bleib stehen!" ruft er dem Übeltäter mit weinerlicher Stimme hinterher und er schaut tatsächlich, als wolle er gleich losheulen.

"Bleib stehen oder ich ruf die Polizei!"

"Geht nicht!" ruft ihn sein maximal ein Jahr älterer schlecht blondierter Kumpel zur Raisson. "Du kannst nicht die Polizei rufen, wir sind Punks, wir hassen die Polizei. Und die hassen uns! Das weißt du doch!"

Darauf überlegt der Iro-Träger kurz und zuckt dann entschuldigend mit den Schultern.

"Ja, Scheiße, hast Recht. Das vergesse ich immer. Du bist halt schon länger Punk als ich, das merkt man voll!"

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